Vorbilder

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Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: “Ich hatte keine Vorbilder.”

Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay ist Professorin für Informatik an der Berliner Hochschule für Technik (BHT). Sie war in der Informatik-Lehre engagiert und nahm zuvor gleichzeitig diverse Positionen im außeruniversitären Umfeld ein, darunter Softwareentwicklerin, SCRUM-Masterin, Business Development Managerin und Head of Software Development. Nach ihrem Studium der Medizinischen Informatik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Hochschule Heilbronn promovierte sie an der Berliner Charité am Institut für Experimentelle Radiologie und dem Institut für Medizinische Informatik. Während ihrer Promotion lag ihr Schwerpunkt auf der Entwicklung nichtinvasiver und bildgestützter Diagnosesysteme, um Organveränderungen wie Leberverhärtungen oder Tumore unmittelbar ohne Biopsie zu erkennen. Sie wurde 1985 in Adana (Türkei) geboren und kam kurz vor ihrem 12. Geburtstag zusammen mit ihrer Familie nach Deutschland (Hessen). Die heutige Professorin hat als erste aus ihrer Familie das Abitur gemacht, nachdem sie zunächst auf die Hauptschule geschickt worden war. SWANS: „Wie würden Sie Ihre Kindheit beschreiben? Wie sind Sie aufgewachsen?“  Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: „Meine Kindheit war von bescheidenen und authentischen Verhältnissen geprägt. Zunächst wuchs ich in einem kleinen Dorf am Mittelmeer auf. Später zogen wir in eine kleine Stadt in Hessen. Dort sah ich mich plötzlich mit einer neuen Sprache, Kultur und einem völlig fremden Umfeld konfrontiert.  In dieser herausfordernden Situation musste ich früh Verantwortung übernehmen – sowohl zuhause, als auch in der Schule. Ich war praktisch die zweite Mutter für meine vier Geschwister und wollte ihnen ein Vorbild sein. Deshalb war es mir wichtig, immer klare Ziele zu setzen und einen Plan zu verfolgen. Diese Erfahrungen haben mich sehr früh reifen lassen und tief geprägt.“  SWANS: „Ihr Werdegang von der Schule bis zum Studium war sicherlich nicht leicht. Gab es Vorbilder, die Sie in Ihrer Kindheit und Jugend gestärkt haben?“  Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: „Mein schulischer Werdegang war in der Tat sehr herausfordernd, da ich gar keine Vorbilder hatte. In meiner Familie oder Bekanntenkreis hatte niemand das Abitur gemacht oder studiert. Meine Eltern konnten nur drei Jahre die Dorfschule besuchen. Da wir das deutsche Bildungssystem nicht kannten, wurden meine Geschwister und ich zunächst auf eine Hauptschule geschickt. Schnell erkannte ich, wie wichtig es war, aus diesem schulischen Umfeld herauszukommen – einer Bubble, in der weder gefordert noch gefördert wurde. Dennoch musste ich zuerst die Hauptschule beenden, die mittlere Reife nachholen, um dann als Einzige in meinem Jahrgang auf ein naturwissenschaftliches Gymnasium gehen und Abitur machen zu dürfen.“  SWANS: „Sie haben Rassismus erlebt. Wie sind Sie damit umgegangen?“  Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: „Bereits kurz nach unserer Ankunft in Deutschland und dem Beginn mit der Schule erlebte ich meine erste Begegnung mit Diskriminierung – nicht nur von Mitschüler:innen, sondern auch von Lehrkräften, weshalb mein schulischer Weg so hart war. Da ich aber zuvor keine Berührung mit Rassismus hatte, konnte ich diese Erfahrungen erst viele Jahre später richtig reflektieren.   Interessanterweise erfahre ich in den letzten Jahren erneut spürbaren Rassismus. Besonders belastend ist es, diese Erfahrungen in der Öffentlichkeit und oft vor den Augen meiner Kinder machen zu müssen. Auch wenn mich das innerlich stark getroffen hat und ich häufig das Fehlen von Zivilcourage bemerkt habe, habe ich nach außen hin meist ruhig und gefasst reagiert. Einmal rief ich sogar die Polizei, um gegen antimuslimischen Rassismus und Beleidigungen vorzugehen.“  SWANS: „Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen? Was oder wer hat Sie inspiriert?“   Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: „Bereits seit der Grundschule wusste ich, dass mir Naturwissenschaften, insbesondere Mathematik und logisches Denken Spaß machen.  In der Oberstufe hatte ich Biologie als Leistungskurs und konnte dort die Relevanz der Informationstechnologie für medizinische Anwendungen kennenlernen, wie etwa Methoden zur Krankheitsuntersuchung wie DNA-Sequenzierung und die Kombination bildgebender Verfahren wie PET-CT zur Unterstützung der Diagnose.  Als ich kurz vor meinem Abitur einen Ausflug nach Heidelberg machte und mich in die Stadt verliebte, entdeckte ich den Studiengang Medizinische Informatik an der dortigen Universität. Ab diesem Zeitpunkt stand für mich fest, was ich studieren wollte.  Bei der Wahl des Studiengangs Medizinische Informatik bin ich von meinen fachlichen Interessen und von der Schönheit der Stadt Heidelberg ausgegangen.  Während meiner Promotionszeit in der experimentellen Radiologie fand ich es sehr spannend, neue innovative Diagnose- und Therapiesysteme zu erforschen und unmittelbar anzuwenden. Zudem hat es mir Spaß gemacht, meine Erfahrungen und mein Wissen mit jungen Menschen zu teilen. Deshalb bin ich in der Forschung und Lehre geblieben.“  SWANS: „Warum brauchen wir mehr Frauen in der Informatik bzw. Technologie?“  Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: „Frauen in der Informatik tragen zur Förderung von Vielfalt bei und ermöglichen damit innovativere und diskriminierungsfreiere Lösungen.“  SWANS: „Hat eine diskriminierende Gesellschaft einen Einfluss auf die Technologie?“  Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: „Ja, absolut. Wenn bestimmte Gruppen von der Gesellschaft systematisch benachteiligt werden, können diese Vorurteile in Technologieprodukte bzw. -prozesse, z.B. Algorithmen oder KI-Systeme einfließen. Dies kann wiederum dazu führen, dass Technologien bestehende soziale Ungleichheiten und diskriminierende Muster verstärken.“  SWANS: „Welche Fähigkeiten und Eigenschaften brauche ich als Frau, um mich in Ihrer Branche behaupten zu können und erfolgreich zu sein?“  Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: „Als Frau in der IT-Lehre und -Forschung muss man sich durch seine fachliche Expertise stets beweisen. Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen sind wichtige Eigenschaften, um sich in einem üblicherweise männerdominierten Umfeld zu behaupten. Ein starkes Netzwerk und das Annehmen von Herausforderungen sind ebenfalls bedeutend.“  SWANS: „Sie haben inzwischen vier Kinder. Wie vereinbaren Sie Beruf und Familie miteinander?“  Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: „Mit vier kleinen Kindern ist es eine ständige Herausforderung, die Balance zwischen Privat- und Berufsleben zu finden. Daher musste ich in den letzten Jahren häufig Nachtschichten einlegen, um meine Pflichten überhaupt zu bewältigen. Effektives Zeitmanagement und eine gerechte Aufgabenverteilung sind dabei essenziell.  Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist anspruchsvoll, aber mit einigermaßen flexiblen Arbeitszeiten und einem Partner, der sich der gemeinsamen Verantwortung für Familie und Kinder bewusst ist, durchaus realisierbar.“  SWANS: „Auf welche gemeisterten Herausforderungen in Ihrem bisherigen Leben sind Sie besonders stolz?“  Prof. Dr. Selcan Ipek-Ugay: „In meiner finalen Promotionsphase habe ich innerhalb eines Jahres meine ersten zwei Kinder bekommen. Trotz der Herausforderungen von zwei Geburten und den damit verbundenen privaten und auch fachlichen Anforderungen konnte ich meine Dissertation nach insgesamt drei Jahren erfolgreich mit

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Jasmin Arbabian-Vogel: „Wir haben einen doppelten Rucksack auf der Schulter.“

Jasmin Arbabian-Vogel hat Politologie und Sozialpsychologie in Hannover studiert und ist geschäftsführende Gesellschafterin der Interkultureller Sozialdienst GmbH.  Sie führt drei weitere Unternehmen und ist Aufsichtsratsmitglied der Deutschland Immobilien AG. Sie engagiert sich als Beirätin und Vorständin in verschiedenen regionalen und bundesweiten Organisationen, darunter für den Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) e.V., davon seit 2018 als Vorsitzende und seit 2016 als Honorarkonsulin für das Königreich Schweden. 2008 erhielt sie den Wirtschaftspreis der Stadt Hannover und 2015/2016 wurde sie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und die bundesweite Gründerinnenagentur (bga) als Vorbildunternehmerin für die Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Sie wohnt mit ihrem Partner und ihren zwei Kindern in Hannover. Das Gespräch führte Zekiye Tolu.  SWANS: „Wie würden Sie ihre Kindheit beschreiben?“  Jasmin Arbabian-Vogel: „Ich bin 1968 in Deutschland geboren. Mein Vater ist Iraner und meine Mutter Deutsche. Die beiden haben sich in Deutschland kennengelernt, da mein Vater seinerzeit vom Schah zum Studieren nach Deutschland geschickt wurde. Sie haben in Hannover relativ schnell geheiratet. Ich bin als zweites Kind hier geboren, mein Bruder ist vier Jahre älter als ich. Als ich zwei Jahre alt war, sind meine Familie und ich in den Iran gegangen. D.h. die ersten beiden Lebensjahre habe ich in Deutschland verbracht und von da an bin ich erstmal im Iran geblieben. Ich bin zwei Wochen vor meiner Volljährigkeit und nach dem Absolvieren des Abiturs im Iran 1986 wieder zurück nach Deutschland ausgewandert. Die politische Lage im Iran wurde dort zunehmend schwieriger, deshalb sind wir ohne meinen Vater zurück nach Deutschland. Er blieb zunächst im Iran. Er pendelte bis zum Ende seines Lebens zwischen Iran und Deutschland und ist hier auch nie richtig ansässig geworden. Er begründete es mit der Aussage: ‚Was soll ich hier? Hier bin ich nur ein Ausländer und im Iran bin ich „Herr Ingenieur“.’  Ich bin somit in den entscheidenden prägenden Kindheitsjahren mit beiden Religionen im Iran aufgewachsen – Christentum und Islam. Meine Eltern haben mich in beiden Religionen aufwachsen lassen und gesagt, dass ich mich irgendwann selbst für eine Religion entscheiden soll. Mit zehn Jahren habe ich entschieden, dass ich Atheistin werde, weil ich nicht an Gott glaube.  Als ich mit 18 Jahren in Deutschland ankam, hatte ich meinen ersten Schock, weil mein Abitur nicht anerkannt wurde. Das Schicksal teilte ich mit vielen eingewanderten und geflüchteten Menschen, deren Abschlüsse nicht anerkannt werden. Ich hatte allerdings das große Glück die doppelte Staatsbürgerschaft zu haben. Das war damals ein Novum. Wir hatten damals durch die doppelte Staatsbürgerschaft die Möglichkeit, legal auswandern zu können, wenn sich die politische Lage im Iran verschärft hätte. Ich durfte dann mit der deutschen Mutter das Land verlassen. Deswegen waren wir eine exotische Gruppe von doppelten Staatsbürger:innen. Hätte ich die doppelte Staatsbürgerschaft nicht gehabt, hätten wir Fluchtrouten nehmen müssen.   Das hieß, ich musste das Abitur in Deutschland nachholen. Anfangs fand ich das unangenehm, aber im Nachhinein war das die richtige Entscheidung, weil es den Kulturkonflikt etwas abgefedert hat. Es ist nämlich schon ein Unterschied, wenn man nur die Ferien in Deutschland verbringt, als hier zu leben. Ich habe das Abitur in Hannover absolviert, folglich bin ich insgesamt 15 Jahre zur Schule gegangen und habe anschließend Politologie und Sozialpsychologie studiert. Nach Beendigung des Studiums habe ich mich selbstständig gemacht.  Insgesamt kann ich sagen, dass meine Kindheit und Jugend sehr schön waren, weil der Iran ein fantastisches Land ist. Auch wenn in den 1970ern die Revolution kam und später die Islamische Republik, womit es für Frauen immer schwieriger wurde. Das ist nicht das, was das Leben dort ausmacht. Das Leben vollzieht sich nicht im politischen, sondern im privaten Raum, Die Gesellschaft ist trotz islamischer Republik die gleiche geblieben. Insofern bin ich von einer über 2.500 Jahre alten Kultur mit gastfreundlichen, kosmopolitischen und liebenswürdigen Menschen aufgewachsen und getragen. Das, was ich heute bin, bin ich, weil ich auch im Iran aufgewachsen bin.“   SWANS: „Warum haben Sie sich direkt nach dem Studium selbstständig gemacht?“  Jasmin Arbabian-Vogel: „Dafür gab es verschiedene Gründe. Wenn man zum Einen Politologie und Sozialpsychologie studiert, studiert man kein konkretes Berufsfeld. Wenn Sie beispielsweise Physik studieren, werden Sie anschließend Physikerin, das galt nicht für mein Studium. Die Frage ‘Was mache ich nach dem Studium?’ war schon immer virulent. Der Vorteil ist, dass man dadurch flexibel ist, um in sehr unterschiedlichen Bereichen unterzukommen.  Der andere Motivator war, dass ich während des Studiums durchweg gearbeitet habe. Dadurch habe ich erfahren, dass ich die Jobs super fand, aber die Vorgesetzten nicht. Da habe ich früh gemerkt, das ist nicht meine Vorstellung von Arbeit. Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir auf der Arbeit. Wenn es da draußen keine Arbeit gibt, die mir gefällt, weil die männlichen Chefs doof sind, dann erschaffe ich mir meinen Arbeitsbereich selbst. Damals gab es leider noch viel mehr männliche Vorgesetzte als heute. Das war für mich ein ganz starkes Motiv. Ich wollte einen Arbeitsplatz schaffen, in dem die Menschen gerne arbeiten und wo man sich auf Augenhöhe und mit Wertschätzung begegnet. Das habe ich bis heute durchgezogen. Das gelingt mir nicht immer. Menschen sind fehlbar, aber das war schon immer meine Zielsetzung und davon bin ich nicht abgewichen.   Der dritte Motivator war, dass ich irgendwann im Studium in einem Pflegedienst in der Verwaltung gearbeitet habe. Zu der Zeit wurde die Pflegeversicherung in Deutschland installiert – das elfte Soziale Gesetzbuch. Zu der Zeit wurden viele Pflegedienste gegründet. Das fiel genau in die Zeit, in der ich in dieser Verwaltung gearbeitet habe. Parallel dazu ist mein Vater krank geworden, also ein Einwanderer, der in Deutschland krank wird. Da wurde mir klar, dass wir in Deutschland ein super soziales Netz aufgebaut haben, es sei denn, du bist eingewandert. Das war der allerstärkste Antrieb, weil ich hautnah miterlebt habe, wie ein Angehöriger mit Migrationshintergrund krank wurde. Wenn die in die Mühlen des Gesundheitssystems geraten, dann wird es schwierig. Deutschland hat sich noch nicht als Einwanderungsland begriffen, obwohl wir eines sind. Die Regelinstitutionen haben sich überhaupt nicht geöffnet. ‘Das mache ich anders.’ Dann habe ich beschlossen, mich mit einem Pflegedienst mit Schwerpunkt auf Menschen mit Einwanderungsgeschichte selbstständig zu machen. Das

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Sara Weber: „Gemeinsam mit Menschen wachsen zu können, ist so wertvoll.“

Sara Weber, geboren 1987, ist Deutsch-Amerikanerin und lebt in München. Sie studierte Publizistik und Buchwissenschaft in Mainz und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Nach ihrer Zeit als freie Autorin für u.a. DIE ZEIT und die Süddeutsche Zeitung arbeitete sie fünf Jahre bei LinkedIn. Sie schreibt die SPIEGEL-Kolumne „ÜberArbeiten“. Ihr erstes Buch „Die Welt geht unter und ich muss trotzdem arbeiten?“ war 2023 ein SPIEGEL-Bestseller. Ihr zweites Buch „Das kann doch jemand anderes machen!“ erscheint im August 2024 bei Kiepenheuer & Witsch. Das Gespräch führte Zekiye Tolu.  SWANS: „Wie würdest du deine Kindheit beschreiben?“  Sara Weber: „Ich bin in Bayern auf dem Dorf mit meiner alleinerziehenden Mutter in einem Mehrgenerationenhaushalt aufgewachsen. Mein Vater lebte und lebt in den USA. Ich empfand das als sehr schön und prägend. Es gab allerdings wenig People of Color in meiner Umgebung, in meiner Grundschulklasse war ich die einzige. Das hat für mich damals aber keine große Rolle gespielt. Es kamen zwar mal ein paar blöde Sprüche, aber da hat mir meine Familie beigebracht, dass es mir egal sein kann. Sie haben mir klar gemacht: Das ist deren Problem und nicht deins. Und das war im konservativen Bayern eine Einstellung, die für mich gut funktioniert hat.  Als ich ins Gymnasium in die nächstgrößere Stadt kam, habe ich die Unterschiede bemerkt. Es war eine Art Eliteschule, in die viele Kinder aus eher wohlhabenden Familien gingen. Das waren Familien mit verheirateten Eltern, die zwei bis drei Kinder hatten. Die Mutter blieb meistens zu Hause, während der Vater in einem sehr gut bezahlten Job arbeitete. Meine Mutter hingegen hat an der Kasse gearbeitet, mein Vater hat in den USA gelebt und ich sah nicht aus wie alle anderen. Das war der Moment, als ich gemerkt habe, dass ich nicht so ganz reinpasse. Wenn ich hingegen in den Ferien bei meiner Familie in den USA war, war ich in einer anderen Position. Das war der Anfang einer Phase, in der ich herausfinden wollte, wie ich in diesen Kontext passe. Wie passen diese verschiedenen Lebensrealitäten, zwischen denen ich mich bewege, zusammen? Und was bedeutet das für meine Identität?“   SWANS: „Wie hast du Rassismus erlebt und wie bist du damit umgegangen?“  Sara Weber: „Den Alltagsrassismus gibt es immer – das wissen alle People of Color. Das geht von rassistischen Sprüchen bis hin zu ungefragt in die Haare fassen. Bestimmt gab es auch andere rassistische Formen der Diskriminierung, die mir damals gar nicht so bewusst waren. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich keine größeren Übergriffe erlebt habe. Ich hatte ein sehr angenehmes Umfeld aus Familie und Freund:innen, in dem ich gut eingebunden und geschützt war.   Ich gehörte allerdings auch zu den ‘Guten‘ mit Migrationshintergrund, aus der Außenperspektive betrachtet – auch wenn ich persönlich es für höchstproblematisch halte, so zwischen Herkunftsländern zu unterscheiden. Aber in den 1990ern und 2000ern waren die USA ein sehr beliebtes Land, auf das man eher herauf- als herabgeblickt hat. Es gab dort coole Klamotten, die es hier in Deutschland noch nicht gab, es war ein Sehnsuchtsort. Das hat geholfen. Die USA waren damals sexy, sie hatten einen ganz anderen Status.“  SWANS: „Wer waren deine Vorbilder, die dich in deinem Leben bestärkt haben?“  Sara Weber: „Es gab während meiner Schulzeit keine anderen Schwarzen Personen in meinem Umfeld in Deutschland. Ich war auf einer sehr weißen, bayerischen Schule und das hat sich widergespiegelt. Ich hatte dennoch das Glück, dass ich von meiner Mutter, meinem Vater und meiner gesamten Familie bestärkt wurde. Es war ihnen wichtig, mir beizubringen, dass ich so wie ich bin, gut bin. Und wenn andere Menschen mir etwas Anderes erzählen, sagt es mehr über sie aus als über mich. Das ist eine sehr privilegierte und stärkende Denkweise, die dich nicht davor schützt, wenn du in Extremsituationen bist, in denen du wegen rassistischer Angriffe um deine Gesundheit oder dein Leben fürchten musst, aber hilft, Alltagssituationen besser wegzustecken.“  SWANS: „Welche Werte hast du mitbekommen?“  Sara Weber: „Die familiäre Verbindung schätze ich sehr, da ich sowohl in Deutschland, als auch in den USA in einem starken Familienverbund aufgewachsen bin. Ich habe eine sehr große Familie, die sich sehr nah ist. Sowohl in der Kernfamilie, als auch in der gewählten Familie ist immer jemand für mich da. Ich kann mich immer auf jemanden verlassen. Das ist ein tiefsitzender Wert, den ich immer mit mir rumtrage. Ich weiß, ich kann jederzeit um 5 Uhr morgens bei diesen Menschen vor der Tür stehen und sie würden keine Fragen stellen.   Ein anderer Wert ist, seinem Bauchgefühl zu folgen und zu wissen, dass das einen richtig leitet. Und mir ist Geld als Statussymbol nicht wichtig. Wir alle brauchen natürlich Geld zum Leben, um ein Dach über dem Kopf zu haben, um zu essen, um unser Leben zu bestreiten. Aber Geld als Statussymbol brauche ich nicht. Ich habe kein Bedürfnis, viele teure Dinge zu besitzen. Die wahren Werte, die ich mitbekommen habe, sind Gesundheit, Familie, Zusammenhalt und Füreinander da sein. Danach gestalte ich mein Leben.“   SWANS: „Auf welche der von dir gemeisterten Hürden bist du besonders stolz?“  Sara Weber: „Was mich beschäftigt hat, war die Studienzeit. Mir war nicht klar, was und wo ich studieren soll. Was steht mir beruflich offen? Die Schule fiel mir relativ leicht, aber ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt studieren soll. Meine Mutter hat mir geraten zu studieren. Ich hatte Lust darauf, aber ohne zu wissen, was das konkret bedeutet. Mir war nicht bewusst, wie das System funktioniert. Meine Mutter konnte mir auch nicht aus eigener Erfahrung berichten, wie das läuft. Andere hatten es da leichter, weil sie es von ihren Familien schon kannten.  Zum Anderen waren wir finanziell nicht so aufgestellt, dass ich mir alles einfach leisten konnte. Während ich mit meinem BAföG haushalten musste, sind andere Student:innen in den Semesterferien in den Urlaub gefahren, haben ein Auslandssemester absolviert. Diese finanziellen Unterschiede, aber auch der Habitus von Menschen aus Akademiker:innen-Familien war für mich sehr klar und deutlich.  Ebenso stellte die Kommunikation eine Herausforderung für mich dar. Es gab einfach andere Begrifflichkeiten, die ich vorher nicht kannte

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Sawsan Chebli: „Ich hätte nie gedacht, dass ich Staatssekretärin werde.“

Sawsan Chebli ist Politikerin (SPD) und Buchautorin. Heute lebt sie in Berlin, ist verheiratet und Mutter eines Sohnes. In Berlin ist sie zur Schule gegangen und hat auch dort Politikwissenschaften studiert. 2001 ist sie in die SPD eingetreten. Erstmals öffentlich wurde sie 2010 als Grundsatzreferentin für Interkulturelle Angelegenheiten in der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport. 2014 hat sie der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier ins Auswärtige Amt zur stellvertretenden Sprecherin berufen. Von 2016 bis 2021 war sie Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales. In dieser Funktion begann sie, in den sozialen Medien ihre Stimme zu erheben. Auf Twitter folgen ihr über 120.000 Follower:innen. Dort erlebt sie Hass, aber auch aufrichtige Unterstützung. In ihrem Buch LAUT spricht sie über das Thema Hass im Netz und warum dieser Hass nichts Anderes als digitale Gewalt ist. Das Gespräch führte Zekiye Tolu.  SWANS: „Du hast eine besondere Geschichte. Wie hast du deine Kindheit erlebt?“  Sawsan Chebli: „Ich bin 1978 als zwölftes Kind einer palästinensischen Flüchtlingsfamilie in Berlin geboren. Elf meiner Geschwister sind im Flüchtlingslager in Libanon geboren und haben dort 20 Jahre im Lager gelebt. Ich war fünfzehn Jahre staatenlos. Mein Vater hatte in den 70er Jahren entschieden, nach Deutschland zu fliehen, um meiner Familie eine bessere Perspektive zu geben. Wir hatten jahrelang nur einen Duldungsstatus. Die Frage, ob dieser Status verlängert wird, also ob wir bleiben durften oder nicht, hing von den Launen der Beamt:innen ab. Mal wurde unser Aufenthalt um zwei Wochen verlängert, mal um ein paar Tage und mal um einen Monat. Da war alles drin. Und all das gesehen und erlebt zu haben, hat mich sehr geprägt.  Was mich aber am meisten geprägt hat, war, als ich meinen Vater mit fünf Jahren in einer Abschiebehaft besucht habe. Mein Vater wurde zwei Mal abgeschoben. Diesen Gang in die Zelle werde ich niemals vergessen. Ich weiß heute noch, wie sich das angefühlt hat. Ich habe mir sehr früh geschworen, dass ich niemals zulassen werde, dass mich jemand so behandelt. Und ich habe mir geschworen, dass ich alles tun werde, um gegen Unrecht und Ungerechtigkeit zu kämpfen. Ich werde immer meine Stimme erheben und meine Stimme für all die zu nutzen, deren Stimme nicht gehört wird. Das hat mich am Ende dazu gebracht, in die Politik zu gehen und laut zu sein. Meine Biografie ist und war für mich immer ein Motor dafür, Dinge zu tun oder auch nicht. Der Kampf um Gerechtigkeit ist mein moralischer Kompass. Das gibt mir immer wieder die Kraft, laut zu sein und gegen Unrecht zu kämpfen – auch wenn es kompliziert und nicht immer leicht ist.“  SWANS: „Wie war der Weg in die Politik?“  Sawsan Chebli: „Ich habe Politikwissenschaften studiert – mit dem Ziel, in die Politik zu gehen. Anfangs habe ich mich auch dafür interessiert, in einer politisch internationalen Organisation zu arbeiten und dabei zu helfen, einen unabhängigen Staat Palästina aufzubauen.  Mein erster Job als Praktikantin war im Bundestag. Dort habe ich mir ein Netzwerk aufgebaut. Mein Ziel war es, nicht nur für Politiker:innen zu arbeiten, sondern selbst Politik zu betreiben. Ich bin mit 21 in die SPD eingetreten. Ich habe dort dann bei Wahlkämpfen unterstützt. Als Frank-Walter Steinmeier für den Bundestag kandidierte, habe ich eine Kampagne für ihn gestartet. Die Kampagne lautete: Wie können wir arabisch-stämmige Menschen davon überzeugen, die SPD zu wählen? So begann meine Karriere in der Politik – und brachte mich dann auch zur Position als Staatssekretärin.“  SWANS: „Hast du schwierige Phasen erlebt und wie bist du damit umgegangen?“ Sawsan Chebli: „Mein beruflicher Werdegang verlief nicht steil. Es gab Höhen und Tiefen. Ich hatte auch nie einen Masterplan für mein Leben. Einiges war Glück, vieles Ehrgeiz und geholfen hat sicherlich auch die Fähigkeit, Netzwerke aufzubauen und zu halten.“  SWANS: „Was würdest du einer Person empfehlen, die nicht so ehrgeizig ist, aber trotzdem eine Botschaft vertreten will?  Sawsan Chebli: „Ehrgeiz, familiärer Hintergrund oder Glück dürfen nicht die Bedingung dafür sein, dass man etwas erreicht. Wir brauchen Chancengerechtigkeit, damit alle etwas erreichen können. Es muss auch nicht jede:r ein Frontrunner sein. Es gibt Leute, die stillere Töne wählen, um Haltung zu zeigen. Hauptsache man schweigt nicht, wenn bestimmte Dinge nicht richtig laufen.  Wichtig finde, dass man sich ein Netzwerk oder Freund:innenkreis aufbaut, die einen stärken und Halt geben. Man muss nicht alles mit sich selbst ausmachen, so wie ich es oft gemacht habe. Ich habe erst spät gemerkt, dass es ok ist, um Hilfe zu fragen. Das hat nichts mit Schwäche zu tun, sich einzugestehen, dass man allein nicht mehr weiterkommt. Es gibt sehr viele wohlwollende Menschen, auf die ich mich verlassen kann. Da kann man Kraft schöpfen. Wenn man einmal die Hürde genommen und die Angst vor Ablehnung überwunden hat – das gibt einem einen ganz schönen Boost.“  SWANS: „Was hast du aus der Politik gelernt?“   Sawsan Chebli: „Resilienz. Denn Politik ist ein hartes „Geschäft“. Ich habe zu Beginn meiner politischen Karriere Menschen fast blind vertraut. Das hat sich im Laufe der Jahre verändert. Ich bin ein wenig vorsichtiger geworden, auch wenn Menschen, die mich kennen, das anders einschätzen würden. Sie sind der Meinung, ich sei immer noch zu offenherzig. Gleichzeitig habe ich unfassbar inspirierende Politiker:innen getroffen, die mein Leben mitgeprägt haben. Ich liebe die Politik, sie ist mein Leben – auch wenn ich gerade sehr mit meiner Partei hadere.“  SWANS: „Welchen Einfluss haben die aktuellen Kriege auf dich?  Sawsan Chebli: „Sie bestimmten mein Leben. Vor allem der Krieg in Gaza. Es tut weh, das Gefühl zu haben, dass ich nichts tun kann. Dieses Gefühl der Ohnmacht wiegt schwer. Das Gefühl, nichts gegen das Unrecht tun zu können, das Palästinenser:innen derzeit erleben – die Bilder von Tod und Zerstörung, all das raubt mir oft den Schlaf.  Es ist schwer, am Ende die Hoffnung zu wahren und zu hoffen, dass das „laut“ Sein irgendwie hilft. Jeden Tag mit dem Leid aufzustehen und ins Bett zu gehen und dabei nicht die Hoffnung an die Menschheit zu verlieren, ist ziemlich schwer. Aber es gibt ja auch keine Alternative, als

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Saina Bayatpour: „Kurz vor Sonnenaufgang ist es am dunkelsten.“

Saina Bayatpour ist mehrfach ausgezeichnete Unternehmerin, Uni-Dozentin, Autorin und Speakerin. Bereits mit 27 Jahren, während ihres Germanistik, Anglistik und Markt- und Werbepsychologie Studiums an der LMU München, gründete sie ihr erstes Unternehmen: eine Marketing- und Eventagentur. Ganz ohne Kredite, nur mit einem geringen angesparten Startkapital. In den Folgejahren wurde die Agentur zu einer international tätigen Firma mit mehrstelligem Millionenumsatz und weltweit fünf Filialen. Auf diese folgten viele weitere Firmen. 2013 entstand die Business Women’s Society, die sie 2022 in SHECIETY umbenannte – ihr zweites großes Steckenpferd, mit der sie Frauen auf ihrem Weg zum Erfolg unterstützt und sich aktiv für Frauen und Kinder weltweit einsetzt. Das Gespräch führte Zekiye Tolu. SWANS: „Wie würdest du deine Kindheit beschreiben?“ Saina Bayatpour: „Ich bin 1980 im Iran geboren, d.h. meine Kindheit bis zur Auswanderung bestand auch aus Kriegserlebnissen. Kurz nach meiner Geburt begann dort der Krieg. Mit sieben Jahren bin ich nach Deutschland gekommen. Da war die Kindheitszeit insofern schöner, als dass hier kein Krieg herrschte und ich mich sicher und frei gefühlt habe. Dennoch habe ich mich sehr fremd und nicht zugehörig gefühlt. Das ist ein Gefühl, dass mich heute noch prägt.“ SWANS: „Wie gehst du heute mit dem Nicht-Zugehörigkeitsgefühl um? Fühlst du dich heute zugehörig?” Saina Bayatpour: „Ja, ich finde das Gefühl der Zugehörigkeit in der Familie und unter Freund:innen. Aber ich versuche das Gefühl in mir zu stärken, dass ich nur zu mir gehören muss. Es ist nicht wichtig, im Außen dazu zugehören, sondern es ist im Prinzip Inner Work. Du musst dich in dir so gefestigt fühlen, dass es eigentlich völlig egal ist, wo du bist, weil du bist in dir. Das ist eine Veränderung, die mir sehr weiterhilft.“ SWANS: „Du hast Rassismus in deiner Schulzeit erlebt. Wie bist du damit umgegangen?“ Saina Bayatpour: „Ich habe es als Kind nicht als Rassismus eingestuft. Ich habe nur gemerkt, ich werde anders behandelt. Als Kind versteht man das glaube ich nicht so richtig. Das hat in mir das Gefühl von fremd sein und unwohl fühlen massiv verstärkt. Ich habe aber erst mit Ende 30 bis Anfang 40 verstanden, was für einen Einfluss es auf mein Leben hatte. Situationen, die ich in der Schule erlebt habe, wie z.B. dass meine Lehrerin Ausländer:innen nicht mochte und mir ganz klar gesagt hatte, dass ich hier nichts verloren habe. Die Glaubenssätze ‚Du gehörst nicht dazu. Du bist nicht gut genug.‘ waren immer noch in mir aktiv und haben einen massiven Einfluss auf unser Leben. Es können 100 positive Sätze dabei gewesen sein und ein negativer reicht, um deinen Weg auf eine völlig andere Bahn zu lenken. Deshalb finde ich es unfassbar wichtig, dass man auch die Lehrer:innen mehr kontrolliert oder den Umgang mit Kindern überwacht. Das passiert heute leider gar nicht. Ich habe einfach gemerkt, dass dieser Glaubenssatz mir komplett im Weg stand. Diese kleinen Anfeindungen hatten eine große Wirkung.“ SWANS: „Wie hast du diesen Glaubenssatz für dich gedreht oder umgewandelt?“ Saina Bayatpour: „Ich habe ihn für mich gedreht, in dem ich mir gesagt habe: Die Vergangenheit kann ich nicht verändern, aber die Emotion dazu. Ich habe für mich verstanden, dass dieser Mensch, der mir diesen Satz beschert hat, eine arme Sau ist. Das ist jemand, der sich selbst nicht genug liebt. Dieser Mensch ist so in seiner Angst gefangen, dass er nichts Fremdes erleben will. Oder vielleicht ist sein Sicherheitskonzept gefährdet, wenn das Bild nicht reinrassig deutsch war. Die Lehrerin war das Problem, nicht ich. So konnte ich das für mich lösen. Ich bin in Mitgefühl mit diesen Menschen gegangen. Und das ist nicht so, dass es mit einmal erkannt erledigt ist. Es ist ein unfassbar langer Prozess und es gibt immer noch Situationen, in denen es hochploppt. Durch das Erkennen kann ich die Emotion dazu für mich verändern. Du musst es immer wieder wie einen Muskel trainieren, bis du dein altes Programm überschreibst. Da sind Geduld und Kontinuität starke Komponenten.“ SWANS: „Unsere Schwäne haben während ihrer Jugend viel Verantwortung übernommen. War das bei dir ähnlich?“ Saina Bayatpour: „Ja, total und das ist echt ein Phänomen, dass ich bei vielen Menschen mit Einwanderungsgeschichte feststelle. Entweder haben sie viel Verantwortung auferlegt bekommen oder übernommen, die nicht gesund ist. Ich selbst habe auch mit neun die Familienverantwortung übernommen, als mein Vater verstorben ist. Mein Bruder ist acht Jahre älter und ich hatte das Gefühl, ich muss jetzt diese Familie retten. Man trägt so eine Verantwortung, dass man oft damit zu kämpfen hat. Ich habe dann gemerkt, dass ich gar nicht im Stande war, eine wirkliche Beziehung einzugehen, weil ich mich ja schon um eine Familie gekümmert habe. Wer hätte da noch Platz in diesem Konstrukt gehabt? Das sind echt spannende Mechanismen, wenn man sie verstanden hat: Wow, ok macht Sinn!“ SWANS: „Was waren deine gemeisterten Hürden, auf die du besonders stolz bist?“ Saina Bayatpour: „ Es tatsächlich trotz der furchtbaren Lehrerin auf das Gymnasium geschafft und mein Abitur bestanden zu haben. Auch da gab es Lehrerinnen, die meinten, dass ich das nicht schaffe. Ich bin ebenso stolz auf das Studium, weil es nicht leicht war, nebenbei in Vollzeit zu arbeiten, um mir das Studium leisten zu können. Am Ende des Tages bin ich seit über 17 Jahren Unternehmerin und finde, dass ich es gut mache. Ich habe alleine gegründet. Ich habe keine Investoren gehabt, keine Kredite. Manche meinten, sie geben mir ein bis zwei Jahre. 17 Jahre später gibt´s mich immer noch als Unternehmerin. Da neigen wir Frauen leider dazu, dass wir nicht stehen bleiben und uns auf die Schulter klopfen: Das hast du geil gemacht! Das versuche ich mir gerade beizubringen. Ich sage mir, dass ich in ein fremdes Land gekommen bin, wo mir immer wieder Steine in den Weg gelegt worden sind. Dadurch musste ich mich noch mehr beweisen und trotzdem stehe ich heute noch da. Und ich stehe gut da. Das ist das, was ich unserem Netzwerk Sheciety vermittle: Glaub an dich. Wenn du nicht an dich glaubst, wird niemand zu dir kommen und dich retten. Du musst dich selbst retten. Das

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Dr. Donya Gilan: „Diskriminierte Frauen sind für mich Resilienz-Vorbilder.“

Dr. Donya Gilan ist eine renommierte Psychologin, die sich auf die psychologische Anpassungsfähigkeit des Menschen spezialisiert hat. Sie ist bekannt für ihre Arbeit, die darauf abzielt, Erkenntnisse aus der psychischen Gesundheitsforschung in die Bereiche Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu integrieren. Ihr Fokus liegt auf dem Transfer von Wissen durch kreative Kommunikation, relevante Publikationen, Beratung politischer Entscheidungsträger und die Entwicklung von Programmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz. Sie ist davon überzeugt, dass Wissenschaft dem Wohl von Menschen und Umwelt dienen sollte. Als Leiterin der Transkulturellen Ambulanz an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz sowie als Dozentin und Beraterin für Migration, Resilienz und Akkulturation an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ist sie eine führende Expertin auf ihrem Gebiet. Das Gespräch führte Zekiye Tolu. SWANS: „Wie haben Sie Ihre Kindheit erlebt?“ Dr. Donya Gilan: „Meine Kindheit gleicht einem faszinierenden Mosaik aus Erinnerungen, das von den ersten Jahren im lebhaften Iran bis zu meiner aufregenden Einwanderung nach Deutschland im Jahr 1986 reicht. Der Wechsel zwischen den Kulturen war wie eine Entdeckungsreise durch verschiedene Welten, die meine Sinne belebten und meinen Horizont erweiterten. Anfangs zögerte ich, meine Muttersprache Farsi öffentlich zu sprechen, aus Scham und Unsicherheit, da es in meiner Umgebung wenig Fremdsprachigkeit gab. Doch im Laufe der Zeit wandelte sich meine Wahrnehmung grundlegend: Ich erkannte, dass meine Herkunft eine Quelle der Bereicherung ist. Heute empfinde ich es als Privileg, zweisprachig aufgewachsen zu sein, da es mir ein breiteres Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet und eine tiefere Verbindung zu meinen Wurzeln ermöglicht.“ SWANS: „Gab es Vorbilder, die Sie positiv beeinflusst haben?” Dr. Donya Gilan: „Meine Eltern, sowohl meine leidenschaftlich engagierte Mutter als auch mein einfühlsamer Vater, verkörpern für mich die Essenz von Mut, Entschlossenheit und Großzügigkeit. Mein Vater begann sein Medizinstudium im Alter von 30 Jahren und zeigt bis heute eine beispiellose Jugendlichkeit und Aktivität. Sein unermüdlicher Einsatz für die Unterstützung sozial benachteiligter Menschen ist eine Inspirationsquelle für uns alle. Meine Mutter, eine Stimme der Gerechtigkeit und des sozialen Wandels, hat durch ihren unbeirrbaren Kampfgeist und ihre Vision für eine bessere Welt mein Leben nachhaltig geprägt. Besonders beeindruckt hat mich ihr Einsatz für die Rechte von Frauen in Mainz, wo sie sich für die Stärkung der Frauen und ihre politische Teilhabe eingesetzt hat.“ SWANS: „Wenn ich mich in einer Krise befinde, was raten Sie mir in dieser Situation?“ Dr. Donya Gilan: „Die Bewältigung von Krisen ist eine Herausforderung, die nicht nur unsere physische, sondern auch unsere psychische Gesundheit beeinflusst. Migration und die Anpassung an eine neue Gesellschaft stellen ein intensives Resilienz-Training dar, insbesondere für Menschen, die später im Leben in ein neues Land kommen. In solchen Momenten spielen kollektive Schutzfaktoren eine entscheidende Rolle, indem sie eine unterstützende Gemeinschaft bieten und den Glauben an die eigene Stärke stärken. Frauen, die sich in neuen Gesellschaften behaupten müssen, sind oft besonders resilient und kämpfen für ihre Rechte und die ihrer Mitfrauen, wie ich es bei meiner Mutter und anderen bewundernswerten Frauen erlebt habe.“ SWANS: „Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?“ Dr. Donya Gilan: „Mein Interesse an der Psychologie wurde durch die faszinierenden Arbeiten von Pionieren wie Carl Gustav Jung, Sigmund Freud und den einflussreichen Ideen der Frankfurter Schule geweckt. Ihre tiefgreifenden Einsichten in die menschliche Psyche und Gesellschaft haben mein Verständnis für die Komplexität des menschlichen Geistes erweitert und mein Interesse an der Erforschung der Tiefen der menschlichen Seele geweckt. Insbesondere haben mich die psychologischen Theorien zur Emanzipation von Frauen und zur Förderung ihrer Rechte inspiriert, und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, diese Erkenntnisse in meinem beruflichen Werdegang zu vertiefen.“ SWANS: „Wie können wir aus Sicht der Resilienz-Forschung unsere psychische Gesundheit fördern?“ Dr. Donya Gilan: „Stille ist eine Art, die mich sehr entspannt. Das ist ein Aspekt, aber das kann für jede Person individuell sein. Man muss für sich seine Kraftquellen herausfinden. Für die eine Person ist es das Kochen, die Gartenarbeit oder die simpelsten Sachen. Das musst du herausfinden, was dir guttut.  Der Mensch braucht aber auch die Abwechslung. Wenn man immer nur eine Sache macht, kann es dazu führen, dass man dann erschöpft ist. Vielfältigkeit und unterschiedliche Aktivitäten im Alltag zu haben, kann da hilfreich sein.  Man sollte sich im Alltag fragen: Welche Einstellung habe ich? Wo habe ich verzerrte Wahrnehmungen, die einen negativen Einfluss auf meine Emotionen und Gedankenwelt haben? Für mich ist der zentralste Faktor: Resilienz funktioniert nur dann, wenn man die Möglichkeiten dazu hat, Resilienz auszuüben. Ich kann nur in den Wald gehen, Selbstfürsorge betreiben, Sport machen, wenn ich Freizeit habe, ohne funktioniert es nicht. Die Rahmenbedingungen sind da sehr wichtig.  Resilienz ist von entscheidender Bedeutung für Frauen, da sie oft einem höheren Maß an Stressoren und Diskriminierung ausgesetzt sind. Die Politik und die Wirtschaft spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der Resilienz von Frauen, indem sie Rahmenbedingungen schaffen, die ihre psychische Gesundheit und ihre Fähigkeit zur Bewältigung stärken. Dies kann durch die Implementierung von Politiken zur Gleichstellung der Geschlechter, zur Bekämpfung von Diskriminierung und zur Sicherstellung des Zugangs zu Bildung und Beschäftigung geschehen. Darüber hinaus können Programme zur Förderung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz und zur Unterstützung von Frauen in Führungspositionen dazu beitragen, die Resilienz zu stärken.“ SWANS: „Welche Anlaufstellen oder kostengünstige Optionen gibt es noch, um meine Resilienz zu stärken? Dr. Donya Gilan: „Ich würde mich bei meiner Krankenkasse erkundigen, die bieten oft Resilienz-Trainings an, die zum größten Teil mitfinanziert werden. Wenn man sich selbst in Resilienz trainieren will, kann man bei jeder Herausforderung, die im Alltag auf einen zukommt, versuchen, diese durch eine andere Brille zu betrachten. Wie könnte ich diese Situation betrachten, die für mich eine Herausforderung darstellt? Wie kann ich an der Situation wachsen, damit der bedrohliche Charakter von stressigen Situationen verschwindet? Ich muss mich der Situation stellen. Ich kann nicht jeden Zustand ändern, aber ich kann meine Umgangsart damit verändern. Das ist der Kern der Resilienz-Ausbildung. Wie kann ich mich selbst so regulieren und einen flexiblen Umgang finden, damit mich diese Stressoren nicht jedes Mal umhauen? Gibt es Perspektiven, die ich verändern könnte? Brauche ich mehr Ressourcen? Wie gehe ich mit Stress um?

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Mo Asumang: „Ich habe mich anfangs versteckt.“

Mo Asumang ist Filmemacherin, Gastprofessorin, Bestsellerautorin, Schauspielerin und wurde 1996 Deutschlands erste afrodeutsche TV-Moderatorin. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit besucht Mo mit ihrem Film „Die Arier“ weltweit Schulen und Universitäten, um im Rahmen von Diskussionsveranstaltungen das Thema Rassismus einer dialogorientierten Perspektive im Gespräch mit sogenannten „Andersdenkenden“ anzugehen. Zudem ist sie Mitgründerin des Vereins Mo:Lab, der in eintägigen Workshops Botschafter:innen ausbildet für dialogbasierte Antidiskriminierungsarbeit. Für ihr Demokratie-Engagement und ihren Einsatz gegen Rechtsextremismus und Rassismus wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Das Gespräch führte Zekiye Tolu. SWANS: „Es entstehen in Deutschland leider mehr Rechtsbewegungen. Was können wir als Einzelne aktiv dagegen tun?“ Mo Asumang: „Wir sollten uns zunächst verbinden, Gemeinschaften bilden und über die eigenen Gefühle sprechen. Dann würde ich mich fragen, was mir da auf der Seele brennt und was mich innerlich bewegt. Das ist der erste Schritt, den viele vergessen, bevor sie gleich in die Wut gehen. Das heißt, ich sollte mich vor dem zweiten Schritt erstmal fragen, was mich da tief drin bedrückt. Woher kam das? Was habe ich bisher dagegen unternommen? Aus dem eigenen Heilungsprozess haben wir eine ganz andere Kraft, weil wir dadurch nicht aus der Wut-Kraft heraus handeln, sondern lösungsorientiert sind. In diese Kraft müssen wir hineinkommen, statt diese Ebenen zu überspringen. Wir können diese Angst vor Rassismus und seinen Folgen für die Menschheit nutzen, um uns selbst besser kennenzulernen. Es geht immer um Begegnungen zwischen Menschen – und Begegnungen sind niemals eine Einbahnstraße. Es sind beide Seiten gefordert. Wir machen es uns zu einfach, wenn wir sagen, dass nur die anderen sich verändern müssen.” SWANS: „Gab es prägende Erfahrungen, dass du dich heute so intensiv gegen Rassismus einsetzt?” Mo Asumang: „Die entscheidende Erfahrung war tatsächlich eine Morddrohung von einer Neo-Nazi Band, die als Lied gesungen in ganz Deutschland verbreitet wurde. Sie versuchten, damit das rechte Spektrum gegen mich zu mobilisieren. Ich wusste nicht, was passieren würde. Es hätte sein können, dass sie eines Tages vor meiner Tür stehen. Aus dieser Belastung heraus musste ich handeln. Dann begann ich meine „Heldinnenreise“. Ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt, damit ich erstmal in meiner innersten Kraft und stark bin. Ich wollte wissen, wie ich mit der Situation umgehen kann. Vorher habe ich gegenteilig gehandelt und weiß jetzt rückblickend, dass das nicht richtig war: Ich habe mich anfangs erst versteckt und habe gemerkt, dass das der falsche Weg ist. Ich habe mit niemanden über meine Ängste kommuniziert. Heute weiß ich, dass mir der Dialog wichtig ist. Ich habe damit das Gefühl, ich habe die Sache noch in der Hand oder im Griff und bin nicht hilflos und ohnmächtig.“ SWANS: „Wie würdest du deine Kindheit beschreiben? Hast du prägende Erfahrungen erlebt, die deinen Werdegang beeinflusst haben?” Mo Asumang: „Ja, es fing schon damit an, dass wir in Kassel wegen meiner Hautfarbe aus dem Haus geworfen wurden. Dort machte ich meine erste Erfahrung mit Rassismus. In der Schulzeit war ich eng mit meinen Freund:innen verbunden und im Austausch, so dass ich dort keine rassistischen Erfahrungen hatte. Heutzutage werden wir bei der Fülle an kommunizierten Diskriminierungs-Fällen, oder auch großen gesellschaftlichen Themen wie Krieg, oft sprachlos. Daher bieten wir mit unserem Verein Mo:lab Workshops für Interessent:innen an, die ihre eigenen Fähigkeiten im Umgang mit „Andersdenkenden“ trainieren und schulen wollen. Damit gehen wir zum Beispiel an Schulen, Universitäten, Behörden, Vereine oder auch Unternehmen. Wir wollen damit die Demokratie stärken. Weitere Inhalte sind beispielsweise das Üben eines persönlichen Gesprächs, Strategien im Umgang mit Andersdenkenden, und vor allem interaktive Körperübungen. Als Vorbild nehmen wir vielfach die Gespräche aus meinen Filmen, wo mir der Dialog sogar mit Rassisten in den krassesten Situationen gelungen ist, weil meine Dialogtechnik funktioniert. Wir haben den Workshop durch Herr Prof. Dr. Andreas Zick und seinem Team von der Uni Bielefeld evaluieren lassen. Und die Evaluation ist so gut ausgefallen, dass sie uns jetzt engagiert haben, die Leute in der neu gegründeten Konfliktakademie der Uni Bielefeld, zu schulen. Da sind wir sehr stolz drauf. Mit unserem Dialog-Botschafter:innen-Workshop helfen wir den Forschenden, das nötige Handwerkszeug für die Dialog zu erhalten. Der Workshop beinhaltet praktische Übungen, die am Arbeitsplatz, auf der Straße und sogar zu Hause anwendbar sind. Wir haben zusätzlich angefangen, Dialog-Trainer:innen auszubilden, d.h. es können nun Trainer:innen beispielsweise für die Schule oder Vereine bestellt werden. Einige davon sind auch von der Konfliktakademie, mit denen wir sehr gut zusammenarbeiten.“ SWANS: „Wenn sich jemand mir gegenüber rassistisch verhält – wie kann ich mich konkret verhalten und wehren?” Mo Asumang: „Es hilft erstmal, dass ich vorab Resilienz lerne, statt in übliche Verhaltensmuster und Emotionen wie Wut oder Aggression zu verfallen. Durch diese Grundvoraussetzung kannst du eine Haltung entwickeln. Es bringt nichts, unreflektiert zu reagieren. Als nächstes hilft es, so eine Situation in einem geschützten Raum (safer space) nachzuspielen, um zu üben, im inneren Gleichgewicht zu bleiben und den anderen im Gespräch nicht abzuwerten. Dadurch schaffe ich Augenhöhe und die Bereitschaft der anderen Seite, weiter zu denken als sonst. Genau das üben wir in unseren Trainings.“ SWANS: „Du hast einen beeindruckenden, vielfältigen Werdegang. Wusstest du schon immer, in welche Richtung es geht, oder hat sich das mit der Zeit entwickelt?“ Mo Asumang: „Mein Motto war immer: Lass dich treiben, dein Ziel wird dich finden. Ich war mal tatsächlich Taxifahrerin, während ich Visuelle Kommunikation und klassischen Gesang studiert habe. Damit habe ich mein Studium finanziert. Dann fragte mich eines Tages ein Regisseur, den ich im Taxi kennengelernt hatte, ob ich im Studio als Synchronsprecherin einsprechen kann. So fing mein Weg in die Erfahrung als Synchronsprecherin bis zur Schauspielerei an. Danach folgten Filme wie Star Trek, Independence Day oder Das fünfte Element, die ich synchronisiert habe und die mich in diese Branche hineingebracht haben. Dazu kam, dass mich ein Freund als Taxifahrerin fotografierte. Dieses Bild sah ein Regisseur, der jemanden für eine Sendung brauchte. Er suchte für die Sat.1 Serie ‚Berlin bei Nacht‘ einen roten Faden, den ich darstellen sollte. So kam es, dass ich in der Sendung Leute von A nach B gefahren und währenddessen interviewt habe. Daraus entstand die ORB-Sendung ‚Classic-Clips‘ in der ich Klassik-Musik Stars

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Dr. Elif Cindik: „Ich bin bei vielen Besprechungen die einzige Frau in der Runde.“

Dr. Cindik-Herbrüggen wurde in Istanbul geboren und ist in Deutschland aufgewachsen. Sie ist Deutsche mit Migrationsgeschichte. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. An der Harvard University hat sie die Forschung zu ihrer Doktorarbeit durchgeführt und den Master of Public Health Studiengang abgeschlossen. Derzeit ist sie Sprecherin der Alumni der Harvard School of Public Health. Ca. 3 Jahre hat Elif Cindik-Herbrüggen in den USA gelebt und eine funktionierende diverse Gesellschaft in New York und Boston erleben dürfen. Von 2010 bis heute hat sie in München 2 Gesundheitszentren (Neuro-Psychiatrisches Zentrum Riem und Zentrum für psychische Gesundheit Messestadt) aufgebaut, deren Leitung sie als Chefärztin innehat.  Mit ihrem kompetenten Team von Fachärzten bietet sie Gesundheitsleistungen in Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an. Sie hat mehrere internationale Publikationen, Vorträge und Workshops zur psychischen Gesundheit, mit besonderem Fokus auch auf die Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund. Sie hat bereits eine Reihe von Lehraufträgen ausgeübt und ist eine gefragte internationale Speakerin (englisch, deutsch, türkisch) zu diversen medizinischen Thermen. Sie ist Weiterbilderin von Assistenzärzten und Ausbilderin von medizinischem Fachpersonal. SWANS: „Wie würdest du deine Kindheit beschreiben?” Elif: „Mein Vater kam 1963 nach Deutschland. Er wollte ursprünglich lediglich ein Jahr bleiben, um in diesem Zeitraum möglichst viel Geld zu verdienen, welches er zum Hausbau in Istanbul ansparen wollte. Meine Mutter blieb zunächst mit ihren zwei Töchtern (meine älteren Schwestern Zeynep und Arzu) zurück in der Türkei bei ihrem eigenen Vater. Es musste ja ein Mann im Hause sein. Bei einem Deutschlandbesuch meiner Mutter 1969 wurde ich wohl zufällig gezeugt (Gütesiegel „Made in Germany“) und erblickte im Februar 1970 in Istanbul das Licht der Welt.Als sich die Pläne meines Vaters, in die Türkei zurückzukehren, Jahr für Jahr verzögerten, zog meine Mutter mit uns die Mädels schließlich 1971 ebenfalls nach Neu-Isenburg bei Frankfurt. Ein einschneidendes Erlebnis meiner Kindheit, prägend für die gesamte Familie, war der tragische Unfalltod meiner Schwester Arzu, nicht allzu lange nach unserer Ankunft. Meine Mutter, die ganze Familie, stürzte der Tod meiner Schwester in tiefe Depressionen, die aber aufgrund von Sprachschwierigkeiten und damals noch sowieso ungenügender psychologischer Behandlungsmöglichkeiten nicht therapiert werden konnte. In Deutschland der 1970er Jahre gab es kaum psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungen, von muttersprachlicher Behandlung konnte gar nicht die Rede sein. Mein Vater stürzte sich in seine Arbeit, meine ältere Schwester Zeynep war gezwungen, sich quasi als Ersatzmutter um mich zu kümmern. Ich musste also sehr schnell selbständig werden. Ich durfte keine Probleme bereiten. An Unterstützung durch meine Eltern während der Grundschul- und Gymnasialzeit kann ich mich kaum erinnern, da sie größtenteils mit ihrem Schmerz beschäftigt waren. Ich merkte sehr früh, dass ich meiner Familie am besten helfen konnte, indem ich einfach ohne viel Nachfragen funktioniere, insbesondere mittels meiner schulischen Leistungen. Die Schule ist mir immer leicht gefallen und ich wollte den Wunsch meiner Eltern erfüllen und für sie Medizinerin werden. Eigentlich hatte ich auch viel über den Beruf der Journalistin nachgedacht – insbesondere der Auslandskorrespondentin, da ich von fremden Ländern, deren Kulturen und auch Politik immer besonders fasziniert war. Schon während meines Studiums – und bis heute noch – reise ich um die halbe Welt und liebe es, diese Eindrücke aufzunehmen.” SWANS: „Hast du dich in deinem Leben eher gefördert oder unterschätzt gefühlt?” Elif: „Während meiner Gymnasialzeit war ich in meinem Jahrgang das einzige Mädchen mit türkischen Wurzeln. Ich habe mich immer ein wenig ausgegrenzt gefühlt. Eher geduldet als willkommen. Gefördert wurde ich nicht. Als Kind von „Gastarbeiter:innen“ war ich ja eigentlich eine Besonderheit. Aber niemand hat mich so gesehen oder mir das Gefühl gegeben, interessant und als Arbeiterkind auch sehr gut und erfolgreich zu sein. Meine Herkunft spielte keine Rolle. Eventuell lag es auch daran, dass die deutsche Gesellschaft uns „Gastarbeiter:innenkinder“ in den 1970er Jahren noch nicht als spätere Säulen der deutschen Gesellschaft wahrgenommen hat, sondern eher davon ausging, dass wir früher oder später eh wieder in „unser Heimatland“ zurückkehren würden. Die Tatsache, dass ausgerechnet ein Mädchen mit türkischen Wurzeln hervorragende Leistungen abliefert, wurde nicht gesehen. Ich finde jetzige Abiturfeiern und Würdigungen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund sehr wichtig. Man hätte mir zeigen müssen, dass meine Leistungen besonders sind – und förderwürdig. Alle Kinder mit sehr gutem Abitur wurden der Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen – ich natürlich nicht. Ich war ja keine Deutsche, warum sollte man mich mit sehr guten Leistungen überhaupt fördern.  Als ich mich für mein Medizinstudium beworben habe, hatte ich noch keinen deutschen Pass. Ich habe mich erst mit 23 Jahren einbürgern lassen. Ich musste mich als „Bildungsinländerin“ (Ausländische Staatsangehörige, die hier ihr Abitur machen, Anm. d. Red.) über das „Ausländerkontingent“ bewerben. Das brachte mir einerseits Vorteile durch mein sehr gutes Abitur., Andererseits sendete das wieder ein Signal an mich, dass ich nicht dazu gehörte. Meinen Studienplatz bekam ich schließlich über diese Ausländerquote. Von deutschen Institutionen bin ich in dieser Hinsicht sehr enttäuscht, weil sie die zweite Generation in den 1970er bis 2000 nicht richtig gesehen haben. Wir wurden nicht gefördert.” SWANS: „Auf welche gemeisterte Hürde bist du besonders stolz?” Elif: „Ich bin stolz darauf, dass ich alle Widrigkeiten meiner Zeit als Kind und Jugendliche mit den psychisch sehr beeinträchtigten Eltern gemeistert habe und heute das bin, was ich bin. Diskriminierung und Ausgrenzung waren insbesondere in der deutschen Gesellschaft der 1970er durchaus populär und wurden nicht geahndet. Ich habe mich davon aber nie beeindrucken lassen, bin meinen Weg gegangen. Als ich früher meine Berufswünsche geäußert habe, wurde ich aufgrund meiner Herkunft, aber auch meines Geschlechts nicht ernst genommen. Heute bin ich die Chefin einer Reihe guter Fachärzt:innen und habe zwei Gesundheitszentren aufgebaut. Mit meinem Team zusammen versorge ich viele Patient:innen in der Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Auch habe ich Spaß daran Vorträge zu halten und Kolleg:innen und Studierende zu unterrichten.” SWANS: „Du hast zwei Abschlüsse aus Harvard, bist heute Chefärztin und damit wohl der Traum der meisten Migra-Eltern – wie viel Leistungsdruck hast du in deinem Werdegang empfunden?” Elif: „Ich habe selber früh gemerkt, dass Leistung Türen öffnet. Dass ich durch mein Talent, aber auch meinen Fleiß in der Lage bin, diese Türen zu öffnen. Den Druck, erfolgreich zu

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Aileen Puhlmann: „Ich bin hier richtig und habe etwas beizutragen!“

Aileen Puhlmann ist hauptamtliche Vorständin des Lemonaid & Charitea e.V., der sich neben der Förderung globaler Partnerschaften darum bemüht, eine machtkritische Auseinandersetzung in der Entwicklungszusammenarbeit zu unterstützen. Nebenberuflich hat Aileen „Community Kids“ gegründet – eine Eltern-Kind Initiative für Schwarze Eltern in  Hamburg. Zudem thematisiert sie in Artikeln, Podcasts und als Speakerin die Realitäten  Schwarzer Menschen in Deutschland, alleinerziehende Mutterschaft und soziale Ungleichheit auf vielfältige Weise. Außerdem konzeptioniert sie Workshops und moderiert Vorträge und Diskussionsrunden. Zuvor war die gebürtige Hamburgerin sieben Jahre in Südafrika, wo sie für die GIZ in der lokalen Wirtschaftsförderung tätig war. Studiert hat sie Entwicklungspolitik mit Afrikafokus in London. Neben ihrer Vorstandstätigkeit ist sie Stiftungsrätin der filia Frauenstiftung und aktiv im Beirat zur Dekolonialisierung Hamburgs, der Kulturbehörde. In ihrer Freizeit spielt sie leidenschaftlich Basketball.  SWANS: „Wie würdest du deine Kindheit beschreiben?” Aileen: „Ich bin als Kind einer alleinerziehenden Mutter in Hamburg-Mümmelmannsberg aufgewachsen. Mümmelmannsberg war in Hamburg als sozialer Brennpunkt bekannt. Als Kind war mir der Kontrast zu der reichen Stadt Hamburg durchaus bewusst. Ich hatte ein dynamisches Umfeld und bin auf eine freie Kinderschule gegangen und war bei den Pfadfinder:innen. Dadurch hatte ich auch mit Kindern aus anderen Stadtteilen zu tun. Ich hatte verankerte Freundschaften zu Hause und in meinem Umfeld. Meine Mutter sorgte dafür, dass ich andere Orte kennenlerne und meine soziale Teilhabe gewährleistet war.” SWANS: „Wer waren deine Vorbilder, die dich in deinem Leben bestärkt haben?” Aileen: „Als Kind waren ältere Kinder meine Vorbilder, zum Beispiel meine Gruppenleiterin bei den Pfadfinder:innen oder die Trainerin meiner Basketballmannschaft. Es waren weniger Menschen aus der Generation meiner Mutter, zu denen ich gerne aufschaute. Sondern Menschen, die meinem Alter näher waren.”  SWANS: „Woher kommt dein ehrenamtliches Engagement neben deinem Vollzeitjob und alleinerziehende Mutter?” Aileen: „Mein Engagement kommt hauptsächlich von meiner Neugier. Wenn ich Prozesse spannend finde, möchte ich mehr davon erfahren. In meiner Tätigkeit als Stiftungsbeirätin der filia Frauenstiftung lerne ich sehr viel und mein Engagement hilft mir dabei, mich nicht hilflos zu fühlen. Die Eltern-Kind Initiative habe ich aus meinem eigenen Bedürfnis heraus gegründet und habe dabei festgestellt, dass ich damit nicht alleine bin. Mein soziales Engagement bedeutet, dass ich in Aktion trete, nicht stillstehe und Ungerechtigkeiten aushalten muss. Sondern dass ich für mich sorgen kann, fast wie eine Therapie und Selbstfürsorge. Außerdem kann ich mir hinterher nicht vorwerfen, dass ich nur kritisiert habe. Wenn ich im Elternrat der Schule meiner Tochter sitze, möchte ich die Systeme verstehen, wenn ich sie kritisiere. Es ist nicht nur altruistisch, sondern es hat auch Strategie: Ich lerne Mechanismen dadurch besser kennen.” SWANS: „Auf welche der von dir gemeisterten Hürden bist du besonders stolz?” Aileen: „Worauf ich besonders stolz bin: Ich habe sehr viel alleine geschafft, vieles auch als Erste in der Familie. Zum Beispiel habe ich als Erste in meiner Familie das Abitur absolviert und studiert. Ich habe mich so entwickelt, dass ich früh meine eigenen Entscheidungen über meinen Werdegang getroffen habe. Meine Mutter unterstützte mich immer, so weit es ihr möglich war. Ich hatte nicht die Wahrnehmung, dass wir arm waren, aber wohlhabend waren wir auch nicht. Dennoch hatte ich das Gefühl, ich könnte überall teilhaben. Geld war kein belastender Faktor für mich als Kind, aber ich erinnere mich an die Angst meiner Mutter vor dem Briefkasten – das waren kleine Indikatoren. Selbst wenn das Geld für ein Auslandsjahr nicht da war, habe ich mich einfach für ein Stipendium beworben und es letzten Endes  auch bekommen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben: Dass ich einfach gemacht habe.” SWANS: „Viele unserer Schwäne mussten schon in ihrer Kindheit und Jugend viel Verantwortung übernehmen. Wie war das bei dir?” Aileen: „Ich habe zwar einiges allein und selbstständig im Alltag bewältigen müssen, aber Behördengänge und Formalien hatte meine Mutter übernommen. Ich musste mich auch nicht um ihr Wohl sorgen. Da war ich privilegiert und sie mir eine sehr hilfreiche Stütze.” SWANS: „Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?” Aileen: „Ich wusste nicht von Anfang an, was ich beruflich anstreben will. Dafür waren zu wenig Akademikerinnen in meinem Umfeld. Wir haben auch gar nicht wirklich über Studiengänge gesprochen. Bei mir hat sich das von einer Stufe zur nächsten entwickelt. Ich hatte den Vorteil, dass meine Lehrkräfte mich immer gefördert haben. Das hat mich natürlich weitergebracht, weil sie mein Potential erkannt haben.” SWANS: „Welchen Ratschlag würdest du unseren ‘Schwänen’ mitgeben?” Aileen: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ich zu Veranstaltungen eingeladen werde. Es wird Zeit, dass wir stolz auf uns sein können, statt an uns zu zweifeln. Daher rate ich euch dazu, einmal zu euch selbst zu sagen: I belong here! Ich habe ein Recht darauf, hier zu sein. Meine Perspektive ist wichtig. Ich kann hier etwas dazu beitragen.” SWANS: „Vielen lieben Dank für das Gespräch!” Vorbilder

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Niddal Salah-Eldin: „Ich möchte mich nicht verstellen oder verwässern.”

Niddal Salah-Eldin ist Mitglied des Vorstands bei Axel Springer SE. Ihr Fokus liegt auf globalen Talent und Kultur Themen sowie Zukunftsthemen wie ESG und Generative AI. Niddal studierte Publizistik und Politikwissenschaften in Mainz und in Washington, D.C. Sie absolvierte Stationen bei den Vereinten Nationen, beim ZDF, bei CNN sowie dem Spiegel, bevor sie 2014 zu Axel Springer kam. Dort arbeitete sie an Innovationsthemen, zuletzt als Director Digital Innovation in der WELT-Chefredaktion. Nach einem Wechsel zur dpa, wo sie als stellvertretende Chefredakteurin die Bereiche Produkt und Innovation verantwortete, kehrte sie 2021 als Managing Director der FreeTech – Axel Springer Academy of Journalism and Technology zu Springer zurück. Im Sommer 2022 wurde sie in den Vorstand berufen. Das Gespräch führte Martha Dudzinski. SWANS: „Wie würdest du deine Kindheit beschreiben?“ Niddal: „Ich habe zwei Kindheiten, die eine, die in meiner Heimat Sudan begann und die zweite in Deutschland. Meine Kindheit war bewegt, anstrengend und behütet zugleich. Alles war neu für uns in diesem Land, wir mussten uns den Platz hier erkämpfen. Wir haben nichts geschenkt bekommen. Ich bin aufgewachsen in einem Viertel mit Kindern und Familien aus aller Welt. Das war eine schöne Zeit. Mit einigen bin ich noch heute befreundet. Wir sind alle gemeinsam in dieser neuen Welt angekommen. Wir hatten kein Geld und waren trotzdem reich – an Kultur, Erfahrungen, Stolz und Träumen für die Zukunft. Meine Wurzeln sind mir wichtig, sie prägen mein Sein. Eines Tages möchte ich mit meiner Familie zurückkehren in meine Heimat.“ SWANS: „Hast du dich in deinem Leben eher gefördert oder unterschätzt gefühlt?“ Niddal: „Beides. Ich wurde von einigen gefördert, von anderen unterschätzt. Gute Mischung, fünf von fünf Sternen. Es ist immer besser, unterschätzt zu werden als überschätzt.“ SWANS: „Auf welche gemeisterte(n) Hürde(n) bist du besonders stolz?“ Niddal: „Ich bin ohne Startvorteile ins Rennen gestartet, im Gegenteil. Ohne Booster, reiche Eltern oder geerbtes Netzwerk. Unser Leben in Deutschland begann in einem ziemlich heruntergekommenen Plattenbau. Ich bin Tochter von Schwarzen Muslimen aus dem Sudan. Für die gibt es nun wirklich keine Lobby. Dass meine Eltern studieren konnten, war unser großes Glück, denn andernfalls wäre unser Weg anders verlaufen. Ich könnte jetzt schreiben, dass ich stolz darauf bin, entgegen der Empfehlung der Lehrerin das Gymnasium besucht zu haben, Einser-Abitur und Einser-Studium mit Stipendien gemacht zu haben, beruflich viel bewegt und erreicht zu haben, eine der jüngsten Vorständinnen des Landes zu sein. Aber ganz ehrlich: Das ist nicht das, woran ich denke. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich meinen Verwandten helfen kann. Dass meine Eltern stolz auf mich sind, dass sich all ihre Mühen gelohnt haben. Und schließlich darauf, dass mein berufliches Werk nicht nur aus dem eigenen Fortkommen besteht. Die schönsten Momente sind für mich, wenn mir Menschen sagen, dass ich sie inspiriere, dass sie sich gesehen und unterstützt fühlen. Dass sie meinetwegen mehr an sich glauben. Ich kriege jede Woche so viele Nachrichten in diese Richtung, das ist das Allerschönste. Das ist doch das, was bleibt.“ SWANS: „Du bist als junge Schwarze Frau oft alleine unter weißen Männern – wie oft am oberen Ende der Karriereleiter. Wie löst du für dich den Balanceakt zwischen anpassen und du selbst bleiben?“ Niddal: „‚You rent your title, you own your character‘, hat Thasunda Brown Duckett mal gesagt. So halte ich es auch. Mir ist es wichtig, mir und meinen Werten treu zu bleiben. Das gilt für alle Räume, die ich betrete. Und wenn das nicht geht oder erwünscht ist, dann sind es nicht die richtigen Räume. Ich trete für meine Positionen ein und möchte mich nicht verstellen. Damit gehe ich sehr offen um und habe das in meinem gesamten Berufsleben immer proaktiv thematisiert, wenn es um eine neue Position ging. Klarheit ist wichtig, damit es niemanden wundert, dass das auch tatsächlich so gemeint ist.“ SWANS: „Welchen Ratschlag würdest du unseren „Schwänen“ (die Frauen, die wir fördern) mitgeben?“ Niddal: „Was ich früh gelernt habe: Klare Proofpoints zu haben für die eigene Leistung. Die kann man euch auch nicht wegnehmen oder kleinreden. Darauf habe ich immer geachtet. Das macht im besten Fall sichtbar und unabhängig – nach innen und außen. Für mich ist Unabhängigkeit ein wichtiges Gut, niemandem etwas zu schulden, frei zu sein in meinen Entscheidungen. Außerdem: Versucht, euren Erfolg nicht ausschließlich in Titeln, Positionen oder Wichtigkeit zu bemessen. Das sind so oberflächliche und eindimensionale Kriterien für Erfolg. Wichtig sein allein wärmt nicht das Herz und macht kein gelungenes Leben aus. Fragt euch auch: Worauf kann ich einen positiven Einfluss nehmen, was kann ich beitragen, um eine Organisation zukunftsfähiger zu machen, wer will ich mal gewesen sein, was möchte ich mal hinterlassen, woran sollen sich Menschen erinnern, wenn sie an mich denken? Das ist ein echter Gamechanger.“ SWANS: „Vielen lieben Dank für das Gespräch!” Vorbilder

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