Autorenname: Fatima Giuliano

Seminare

#Digitalevent: „Female Leadership & Consulting Readiness“

Bewirb dich jetzt für unser SWANS #Digitalevent „Female Leadership & Consulting Readiness“ Wann: 06. März von 18:00 bis 21:00 Uhr Wo: Digital Kosten: KEINE!  Du interessierst dich für Female Leadership und willst herausfinden, ob du das Zeug zur Beraterin hast? Dann lass dich von weiblichen Führungskräften und Beraterinnen von E.ON Inhouse Consulting coachen, weiterbilden und inspirieren! Bei unserem digitalen Event am 06. März von 18:00 bis 21:00 Uhr tauchst du mit uns in die Welt des Consultings ein – gemeinsam mit Berater:innen der E.ON Inhouse Consulting (ECON), der Strategieberatung eines der größten Energieversorger Deutschlands. Was dich erwartet: Female Leadership Insights aus dem Senior Team: Lerne über den Werdegang und die Herausforderungen einer erfahrenen Beraterin und stelle deine Fragen. Basic Consulting Readiness Training – dein Toolkit für die Beratung: Lerne praktische Techniken zur Strukturierung, Problemlösung und Kommunikation. Anhand von realen Beispielen lernst du in einem interaktiven setting direkt diese anzuwenden. Authentische Einblicke in die Arbeit bei ECON, der Inhouse-Beratung von E.ON Austausch mit inspirierenden Beraterinnen und anderen ambitionierten Studentinnen und Absolventinnen Nutze die Chance, andere engagierte Studentinnen und Akademikerinnen mit Einwanderungsgeschichte, Schwarze Frauen und Women of Color (BIWOC) kennenzulernen. Vernetzt euch, teilt eure Erfahrungen und sprecht über Herausforderungen und Erfolge auf eurem Bildungs- und Karriereweg. Das Event findet auf Englisch statt und steht unabhängig von Studiengang, Vorerfahrungen und Karrierestufe allen „Schwänen“, Migra-Töchtern und BIWOC offen, die Interesse haben. Bewirb dich jetzt, indem du bis zum 16. Februar deinen aktuellen CV an econ-career@eon.com sendest und gestalte deine Zukunft! 🚀 Um allen Bewerberinnen die gleiche Chance zu geben, melden wir uns kurz nach Ende der Bewerbungsfrist mit Feedback bei dir. Wir freuen uns auf deine Bewerbung! ❤️

Vorbilder

Dr. Hedda Ofoole Knoll: „Agiert strategisch – wie beim Schach!“

Dr. Hedda Ofoole Knoll ist General Director beim Diversity-Unternehmen Employers For Equality. Zuvor leitete sie als Geschäftsführerin das soziale Jobportal tbd*– The Changer GmbH. Hier erarbeitete sie innovative Formate, insbesondere zu Genderfragen und Anti-Rassismus in der Personalpolitik und arbeitete u.a. mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammen, dem Goethe Institut und der NGO Oxfam. Die ausgebildete Kommunikations- und Verhaltenstrainerin gibt Workshops, u.a. zu Anti-Diskriminierung und „Belonging“ (Zugehörigkeit). Sie berät Unternehmen in Diskriminierungsvorfällen und hält Vorträge und Keynotes. Das Gespräch führte Zekiye Tolu.    SWANS: „Mit welchen Werten bist du aufgewachsen?“  Dr. Hedda Ofoole Knoll: „Ich bin in Deutschland geboren und als Schwarzes Mädchen in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen. Dadurch hatte ich eine Community, in der ich mich gut zurechtgefunden habe. Für mich war von Anfang an klar, dass man sich für Gerechtigkeit einsetzen muss. So bin ich aufgewachsen. Durch meine Eltern, die sich für Verbände und Demonstrationen engagierten, habe ich diesen Wert verinnerlicht. Die Bereitschaft, sich für wichtige Themen einzusetzen und einen geschützten Raum zu schaffen, waren Werte, die meinen Eltern besonders am Herzen lagen.“  SWANS: „Gab es Vorbilder, die dich bestärkt haben?“  Dr. Hedda Ofoole Knoll: „Meine Eltern waren meine Vorbilder, wenn es um politisches und soziales Engagement ging. Es waren weniger berühmte Persönlichkeiten oder Koryphäen, die mich inspirierten, sondern vielmehr das Netzwerk, in dem ich gelebt und gewohnt habe.  Für mich war besonders die Art des Zusammenhalts prägend – wie migrantische Personen auf uns Kinder aufgepasst haben, bevor meine Eltern von der Arbeit nach Hause kamen. Das Vorbildliche daran war der Gemeinschaftssinn, der Zusammenhalt und das Gefühl, getragen zu werden. Dieses Netzwerk ist für mich ein Vorbild fürs Leben geworden.“  SWANS: „Wie bist du zu deinem Studium gekommen?“  Dr. Hedda Ofoole Knoll: „Mein Vater ist promovierter Ingenieur an der TU Berlin, und ich habe mir überlegt, wie ich das System aktiv mitgestalten kann. Um mich von meinen Eltern, die auf die Straße gegangen sind und demonstriert haben, abzugrenzen, wollte ich das Wirtschaftssystem von innen heraus beeinflussen.  Durch meine Mutter habe ich erfahren, wie unfair die Strukturen waren, insbesondere in der Arbeitswelt. Meine Mutter konnte das Abitur an der Abendschule nicht abschließen. Da sie kein Abitur vorweisen konnte, wurde sie trotz ihres umfangreichen Wissens und ihrer hervorragenden Arbeit mit Kindern schlechter bezahlt. Diese Ungerechtigkeit wollte ich ändern. Es war für mich klar: Ich möchte in eine Position gelangen, in der ich mitentscheiden und Einfluss auf die Strukturen nehmen kann, um etwas zu verändern. Aus diesem Grund habe ich zunächst den Studiengang Betriebswirtschaftslehre gewählt, der genau dies ermöglicht, und anschließend in Wirtschaftswissenschaften promoviert.“  SWANS: „Was ist aus deiner Sicht wichtig für die Gleichstellungsarbeit?“   Dr. Hedda Ofoole Knoll: „Bei tbd*- The Changer GmbH habe ich mich dafür eingesetzt, dass durch die richtigen Maßnahmen wie Intersektionalität und “Belonging” entsprechende Ansätze in die Jobsuche integriert wurden. Es war mir wichtig, dass sich die Angestellten wohlfühlen und erkennen, dass wir nicht nur Diversität anstreben, weil es gerade im Trend liegt, sondern weil wir uns bereits im Vorfeld intensiv damit auseinandergesetzt und die nötigen Strukturen dafür geschaffen haben.  Diese Art von Maßnahmen habe ich sowohl für unser Team als auch durch Workshop-Formate eingeführt, um andere in diesem Bereich zu schulen. In diesem Zusammenhang habe ich in diesem Sektor den ersten ‚Belonging-Space‘ ins Leben gerufen. Dabei handelte es sich um eine Art geschützten Raum, in den vor allem Input von Expert:innen, mehrheitlich BIPOC (Schwarze Menschen, Indigene und People of Color) und FLINTA (Frauen, Lesben, Intersex, nichtbinär, trans* und agender Personen), einfloss.  In diesem Raum haben sie gelernt, wie sie sich als Expert:innen in der Arbeitswelt schützen, sich methodisch empowern, mit Resilienz umgehen und sich gegenseitig austauschen können. Normalerweise waren sie in ihren Abteilungen häufig allein eingesetzt und auf sich selbst gestellt.“   SWANS: „Was ist aus deiner Sicht die größte Herausforderung einer Führungsposition und was sind deine Erfolgsgeheimnisse?“  Dr. Hedda Ofoole Knoll: „Die größten Herausforderungen für mich liegen in den Bereichen Geld, Kündigungen und Konflikte im Team. In diesen Situationen wünsche ich mir eine andere Herangehensweise, als sie das bestehende System bisher gezeigt hat. Hier fehlt es an Vorbildern, da ich bislang nur wenige Schwarze FLINTA in meiner Position gesehen habe.  Weil ich selbst mehrere Diversitätsdimensionen in mir vereine, viele Herausforderungen erlebt habe und den ‚Belonging-Space‘ auch für mich selbst gebraucht hätte, fällt es mir leicht, diese Themen zu erkennen und sie im Personalbereich einzuführen.“  SWANS: „Wir leben in einer Zeit in Deutschland, in der wir uns spalten. Wie können wir uns weniger spalten lassen und wieder mehr aufeinander zugehen?“  Dr. Hedda Ofoole Knoll: „In mir gibt es zwei innere Stränge, die ich verfolge. Ich bin eine geborene Brückenbauerin, geprägt durch meine Familie und ihre Geschichte. Meine Großeltern waren weiße Menschen aus Deutschland, geprägt vom Krieg und tief verwurzelt in rassistischen Weltbildern. Gleichzeitig haben sie mich geliebt. Dieses Spannungsfeld hat das Brückenbauen zu einem Teil von mir gemacht.  Mein Vater hat ebenfalls eine Brücke gebaut, indem er sagte, dass meine Großeltern, trotz ihrer Perspektive auf mich, immer meine Großeltern bleiben würden. Dieser Gedanke hat mir geholfen, sie zu respektieren – nicht zuletzt, weil ich großen Respekt vor älteren Menschen habe.  Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus habe ich ein ganzes Programm an Maßnahmen entwickelt, das sich auf das Brückenbauen konzentriert und dieses Prinzip auch in andere Kontexte überträgt.  In zehn bis zwanzig Jahren werden wir nicht mehr die Minderheit sein. Wenn in Zukunft bestimmte Bereiche im ländlichen Raum austrocknen und beispielsweise keine Schwarzen Pflegekräfte mehr hinfahren oder Ärzt:innen dort tätig werden, wird ein Umdenken oder eine Veränderung unumgänglich sein. Möglicherweise wird es in solchen Situationen auch von rechter Seite ungemütlich werden.  Daher ist es wichtig, dass wir zu Global Playern werden und kurz- sowie mittelfristige Pläne entwickeln, um auf alle möglichen Szenarien vorbereitet zu sein. Du kannst dich finanziell absichern und mit deinem Netzwerk einen Plan B erarbeiten.  Und wenn die Brücke zur Demokratie erfolgreich gebaut wird, ist alles gut. Selbst dann war der Plan B nicht umsonst, denn er könnte der nächsten Generation von großem Nutzen sein.“  SWANS: „Was würdest du gerne in Unternehmen oder in der

Vorbilder

Selmin Çalışkan: „Walk your talk.“

Selmin H. Çalışkan arbeitet als Strategie-Beraterin und Executive Coach in Berlin, berät Führende in herausfordernden Situationen und unterstützt diese bei der Organisations- und Strategieentwicklung, der Positionierung, dem Fundraising und der internationalen Vernetzung. Zuletzt war sie Direktorin im Berliner Büro der Open Society Foundations und zuvor Generalsekretärin bei Amnesty International Deutschland. Sie setzt sich seit ihrer Jugend in Deutschland und international, für die Rechte von Frauen, Minderheiten und von (Kriegs-)Gewalt betroffenen Menschen ein. Sie engagiert sich hauptberuflich und ehrenamtlich als intersektionelle Feministin, Anti-Faschistin und Menschenrechtsexpertin für Demokratie, Frieden und Menschenrechte.    SWANS: „Wie würden Sie Ihre Kindheit beschreiben? Wie sind Sie aufgewachsen?“  Selmin Çalışkan: „Ich bin in sehr einfachen Verhältnissen und in zwei Familien aufgewachsen – in meiner türkischen Gastarbeiterfamilie und in einer deutschen Bäckersfamilie der Kriegsgeneration. Sie waren unsere Vermieter, und ich konnte über den Garten unkompliziert zwischen den Familien und Welten wechseln. Bis zu meinem siebten Lebensjahr hatte ich dadurch beides: Türkisch und deutsch, muslimisch und christlich, das Gefühl, einer Minderheit anzugehören, und gleichzeitig stundenweise der Mehrheitsgesellschaft.  Durch die Weltoffenheit meines Vaters hatten wir viele Familienfreundschaften mit deutschen, jugoslawischen, griechischen und anderen türkischen Familien. Danach zogen wir weg, und ich war mehr in der türkischen Community. Ich habe viel gelesen, um mich aus meinem Leben, das ich als beengend empfand, ‚wegzubeamen‘. Später kamen Leistungsvolleyball und gesellschaftspolitische Aktivitäten hinzu.  Als eines der wenigen migrantischen Kinder in Düren konnte ich das Gymnasium besuchen – und das auch nur, weil ich mich gegen den Willen meiner Lehrerin und ohne die Unterstützung meiner Eltern selbst angemeldet hatte. Ich war immer in mehreren Welten und Sprachen unterwegs: Tagsüber mit deutschen, weißen Mittelschichtsjugendlichen, Nazilehrern (und ein paar griechischen Freundinnen) und glücklicherweise auch mit Lehrer:innen der berühmten 68er-Generation. Nachmittags dann im muttersprachlichen Unterricht mit türkischen Jugendlichen, die aufgrund des strukturellen Rassismus kaum Aussichten auf Lehrstellen oder höhere Bildung hatten.  Diese Jugendlichen waren oft lebensklüger, lustiger, erwachsener und mutiger als die Gymnasiast:innen. Für mich war Deutschland von Geburt an ein Multikulti-Land – lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Ich habe es sehr genossen, in unterschiedlichsten Welten zu sein – mal in der einen auf-, und in der anderen abzutauchen. Diese Welten sind bis heute fest in mich eingewoben.“   SWANS: „Gab es Vorbilder, die Sie für Ihren Karriereweg positiv beeinflusst haben?“   Selmin Çalışkan: „Es gab vier Frauen, die mich als Kind geprägt haben:  Meine Mutter, die uns Töchtern immer einschärfte: ‚Tochter, du darfst dich niemals von einem Mann abhängig machen. Schaff dir ein eigenes Bankkonto mit eigenem Geld aus eigener Arbeit.‘ Sie verwaltete unser Familiengeld und organisierte uns finanziell.  Die deutsche Bäckerin, die den Lebensmittelladen führte, immer picobello aussah, die Buchhaltung machte und am Steuer ihres Peugeots saß, wenn wir einen Ausflug machten. Auch sie war die Finanzchefin ihrer Familie.  Meine Cousine in Ankara, die bei einer Bank arbeitete, lange nicht heiraten wollte, allein wohnte und in den Urlaub fuhr – ein Ding der Unmöglichkeit in den 1970ern. Sie ging zum Taekwondo-Training, hatte lange schwarze Haare, eine eloquente Art und eine geheimnisvolle Ausstrahlung. Sie wirkte auf mich wie die türkische Filmschauspielerin und Feministin Türkan Şoray.  Meine Deutschlehrerin auf dem Gymnasium, die mit uns in der fünften Klasse Texte aus dem Nationalsozialismus las, ihre Türkei-Reise als Diashow präsentierte (eine ganz andere Türkei, als ich sie kannte) und Feministin der 1968er-Generation war. Sie inspirierte mich, was den Modestil angeht – seit damals liebe ich es, Kleider zu tragen.“  SWANS: „Woher kommt Ihr Gerechtigkeitssinn? Warum engagieren Sie sich für Menschenrechte?“  Selmin Çalışkan: „In meiner Kindheit und Jugend habe ich, trotz viel Wohlwollens, oft erlebt, dass wir als ‚die Anderen‘ angesehen und behandelt wurden. Es gab hässliche Szenen: Menschen beschimpften uns an der Supermarktkasse, und mein Vater wurde grundlos auf der Straße kontrolliert, als wäre er ein Krimineller. Das hat uns Kinder sehr beschämt.  Wir lebten in Wohnungen ohne Bad, mit Öfen und Außenklos. Unsere Eltern arbeiteten für niedrigere Löhne als Deutsche mit der gleichen Tätigkeit. Meine türkischen Freund:innen hatten kaum Chancen auf Lehrstellen oder höhere Bildung. Gleichzeitig bemerkte ich mit etwa sieben Jahren, dass ich als Mädchen anders behandelt wurde – irgendwie minderwertiger, sowohl in der Türkei, als auch in Deutschland. Das hat mich sehr geärgert und motiviert, anderen jungen Frauen zu helfen, sich zu wehren.   Diese Ungerechtigkeiten haben meinen Wunsch bestärkt, mich für Menschenrechte einzusetzen.“  SWANS: „Wie schaffen Sie den Spagat einer privilegierten Gesellschaft in Deutschland und anderen Ländern, in denen die Menschen weniger Rechte haben?“  Selmin Çalışkan: „Durch Solidarität und Empathie mit Menschen, die von bewaffneten Konflikten, Armut, Entrechtung, Folter, häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen sind. Ohne Empathie gibt es keine Solidarität, denn nur wer auch Schmerzhaftes an sich heranlässt und mit anderen mitfühlen kann, kann in die Aktion gehen, um Veränderungen zu bewirken.  Es war mir immer besonders wichtig, jene Menschen aus Deutschland und der Europäischen Union heraus zu unterstützen, die sich vor Ort für die Rechte und politische Teilhabe anderer einsetzen. Diese Menschen stammen aus den betroffenen Ländern, kennen sich dort aus und haben eine eigene Vision für ihr Land. Meistens stehen sie im Visier ihrer Regierungen und anderer, oft bewaffneter Gruppen und benötigen deshalb internationalen Schutz – von den Vereinten Nationen oder NGOs, die sicherstellen, dass Menschen individuell geschützt und solche Fälle rechtlich betreut werden. Ein Beispiel hierfür ist der Sonderberichterstatter für Menschenrechtsverteidiger:innen der UN. Der Schutz und die Zusammenarbeit mit Menschenrechtsverteidiger:innen aus dem Kongo, Bosnien, Afghanistan, Mali, Ägypten, Mexiko, der Türkei, Indien oder Italien waren mir stets ein Herzensanliegen, vor allem der Schutz von Frauen unter ihnen.  Aber wir brauchen gar nicht so weit zu blicken: Auch in Deutschland ist ein solcher Spagat nötig. Es gibt hier viele Menschen, die weniger Rechte haben und großes Leid erfahren haben, zum Beispiel diejenigen, die ihre Liebsten durch rechtsextremistische Terroranschläge des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) verloren haben. Sie erleben bis heute kaum Gerechtigkeit oder Anerkennung. Ein weiteres Beispiel ist die pro-demokratische Zivilgesellschaft in Ostdeutschland. Sie benötigt dringend Fördergelder und strategische Allianzen, um dem Belagerungszustand durch rechtsmotivierte Akteur:innen standzuhalten. Gemeinsam, mit uns allen, muss es gelingen, diesen Zustand zu durchbrechen.  Grundsätzlich müssen in Zukunft mehr Beteiligungsformate geschaffen werden, die

Vorbilder

Sarah Blaßkiewitz: „Die Hürden kommen meist unerwartet.”

Sarah Blaßkiewitz ist Regisseurin, Drehbuchautorin und ehemalige Schauspielerin. Ihr erster Langfilm IVIE WIE IVIE wurde u. a. beim Festival des deutschen Films als Bester Film ausgezeichnet und erhielt den Gilde Filmpreis der Programmkinos 2021. Sie inszenierte 2021 vier Folgen der WebserieDRUCK und 2022 die Serie “SAM – EIN SACHSE” von Disney+, für die sie mit dem Grimme-Preis 2024 ausgezeichnet wurde. Aktuell läuft die Comedy-Serie “OH HELL” auf Magenta TV und als Max (HBO)-Original in den USA, bei der Sarah Blaßkiewitz die gesamte 2. Staffel inszeniert hat. Sie studierte Film an der Beuth Hochschule Berlin und arbeitete im Regie- und Kameradepartment bei Filmproduktionen. SWANS: „Wie würden Sie Ihre Kindheit beschreiben? Wie sind Sie aufgewachsen?“  Sarah Blaßkiewitz: “Ich beschreibe meine Kindheit als kreativ und glücklich. Ich hatte von meiner Mama, als auch der Familie, eigentlich alle Freiheiten- bis auf das Rauchen, Alkohol, und all das, was man als Kind nicht machen sollte. Von daher war ich froh, dass ich mich so frei entfalten konnte.”  SWANS: „Gab es Vorbilder, die Sie in Ihrer Kindheit und Jugend gestärkt haben?“  Sarah Blaßkiewitz: “Ja, meine Vorbilder waren unter anderem die deutsche Band Tic Tac Toe, die britische Girlband Spice Girls und der TV-Detektiv Columbo.”  SWANS: „Haben Sie Rassismus erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?“  Sarah Blaßkiewitz: “Da Rassismus viele Facetten hat und auch oft versteckt daherkommt, musste ich im Laufe meines Lebens Jahr für Jahr neu lernen, damit umzugehen. Ich habe mittlerweile erkannt, dass ich nicht länger damit umgehen möchte. Wenn ich beispielsweise verbal angegriffen werde, bleibt mir oft die Sprache weg. Die Verletzungen, die ich erlitten habe, stammen häufig aus früheren negativen Erfahrungen und werden durch neue Beleidigungen nur verstärkt. Warum sollte ich mich als Opfer verteidigen? Warum sollte ich versuchen, damit ‚umzugehen’? Meiner Meinung nach muss die gesamte Gesellschaft besser mit solchen Situationen umgehen, damit Betroffene wie ich nicht mehr damit konfrontiert werden. Wenn jemand geschlagen wird, bedeutet das nicht, dass die Lösung darin besteht, zurückzuschlagen. Die Person, die rassistisch beleidigt wird, verdient Schutz und Verteidigung! Viele meiner Freunde wurden auf offener Straße von Nazis angespuckt. Wie soll diese Freundin oder dieser Freund anders reagieren, als sich schnell in Sicherheit zu bringen? Nach dem Spucken könnte bereits ein Tritt oder Schlag folgen. Ich denke, die Frage nach dem Umgang ist in diesem Kontext nicht ganz passend. Wenn es Lösungen oder Ideen gibt, die mir helfen könnten, besser mit Rassismus umzugehen, bin ich offen dafür. Aber wie ich zu Beginn sagte, bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr mit Menschenverachtung, Rassismus und Hass reagieren möchte.”  SWANS: „Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?“ Sarah Blaßkiewitz: “Ich habe schon früh im Kinder- und Jugendtheater mitgespielt. Anschließend konnte ich in einer Jugendserie mitspielen. Schließlich habe ich irgendwann begriffen, dass ich lieber hinter der Kamera stehe und anderen dabei zuschaue, wie sie spielen. Ich arbeite nur noch in absoluten Ausnahmen vor der Kamera, weil ich mich auf der anderen Seite viel wohler fühle. Ich habe den Beruf der Filmemacherin gewählt, weil ich mir nichts Anderes für mich vorstellen konnte und bis heute nicht kann.”  SWANS: „Was wünschen Sie sich zukünftig für die Film- und Produktionsbranche?“  Sarah Blaßkiewitz: “Ich wünsche mir von der Branche mehr Geld und Zeit, aber vor allem ein ehrlicheres Miteinander. Es sollte mehr Ausgewogenheit zwischen den Bereichen Streamern, TV und Kino vorhanden sein. Die Kinoproduktion hat es gerade in der Finanzierung sehr schwer.”  SWANS: „Wodurch lassen Sie sich für Ihre Drehbücher inspirieren?“  Sarah Blaßkiewitz: “Meine Inspirationsquellen für gute Drehbücher sind Menschen, Kunst und gute journalistische Arbeit.”  SWANS: „Auf welche gemeisterten Hürden in Ihrem bisherigen Leben sind Sie besonders stolz?“  Sarah Blaßkiewitz: “Ich bin stolz darauf, dass ich weiter mache, trotz Hürden! Die Hürden kommen meist unerwartet und können einen schwer treffen. Da kann es schon mal hart sein, sich selbst wieder zu motivieren und aus der Krise herauszukommen. Das funktioniert am besten mit Freund:innen und Familie, die einem zur Seite stehen.”  SWANS: „Was empfehlen Sie einer jungen Frau mit Einwanderungsgeschichte, die Schauspielerin werden will? Welche Schritte schlagen Sie vor?“  Sarah Blaßkiewitz: “Ich würde ein Handy nehmen und dich von einer Freund:in wie du eine Szene spielst, oder einen Monolog sprichst, abfilmen lassen. Gehe ins Theater, lies Texte, schau dir Filme an. Probiere dich aus und sauge alles auf, was nur möglich ist. Danach brauchst du jemanden, der dir eine gute Mentorin oder Mentor ist. Das ist im besten Fall auch eine Schauspielerin oder eine Person, die dich anderen auch vorschlagen kann. Lerne parallel immer auch Deutsch und Englisch, weil alles in deinem Job über Sprache laufen wird.” SWANS: „Was möchten Sie abschließend unserer Community gerne mitgeben?“  Sarah Blaßkiewitz: “Wir sollten uns als Frauen auf der Karriereleiter nicht einschüchtern lassen. Der Weg für uns ist steiniger als für Männer, aber wir haben die doppelte und dreifache Kraft dazu! Man muss nur rechtzeitig erkennen, wer einem gut tut und wer einen aufhält, sein Ziel zu verfolgen.”  SWANS: „Vielen Dank für das Gespräch!“

Seminare

Online-Event: Arbeit in männerdominierten Branchen – Digitales Frühstück mit James Hardie Europe

Bewirb dich jetzt für unserexklusives Online-Event:Arbeit in männerdominierten Branchen Digitales Frühstück mit James Hardie Europe Wann: 09. Dezember 2024Wo: DigitalKosten: KEINE!  Du studierst Wirtschafts- oder Ingenieurswissenschaften bzw. hast schon einen entsprechenden Abschluss in der Tasche? Dann bewirb dich um einen Platz bei unserem exklusiven digitalen Frühstück mit inspirierenden Impulsen für deine Karriere: Wie bin ich erfolgreich in einer männerdominierten Branche? ChristinaSeifert (Director Corporate Development & Transformation Europe undEhrenamtliche im SWANS Team) teilt mit euch ihre Erfahrungen im Laufe ihrer Karriere und gibt wertvolle Tipps.  Erfolgreich auf LinkedIn: Lernt, wie ihr die Power von LinkedIn für euch nutzt und eure Karriere nachhaltig plant. Melanie Schröder (Employer Branding Manager) gibt euch Wissenswertes über die Plattform mit – und über Personal Branding. Einblicke in James Hardie: Wie werden Nachhaltigkeit und ESG in einemglobalen Konzern umgesetzt? Daniel Stegmann (Head of ESG Europe) erklärt, wer wir sind und wie wir Nachhaltigkeit leben. Netzwerken: Zum Abschluss hast du die Gelegenheit, dich mit anderenStudentinnen und Jungakademikerinnen mit Einwanderungsgeschichte,Schwarzen Frauen und Women of Color (BIWOC) zu vernetzen undauszutauschen. Sichere dir deinen Platz und schick uns bis zum 17. November deinen Lebenslauf als ein PDF-Dokument anmelanie.schroeder@jameshardie.com Wir freuen uns auf dich!Building a Better Future for AllTM James Hardie ist Weltmarktführer für Faserzement- und Gipsfaserbaustofflösungen. Mit ihren drei Produktmarken Hardie®, fermacell® und Aestuver® sind wir der innovative Wachstumstreiber in der Europäischen Baustoffindustrie. Mit bahnbrechenden Innovationen für die Fassade, den Innenausbau und für den baulichen Brandschutz verändern wir die Art, wie Europa baut.  3 Kontinente  19 Produktionsstandorte weltweit 5400+ Mitarbeitende global 1000+ Mitarbeitende in Europa

Vorbilder

Selcan Ipek-Ugay: “Ich hatte keine Vorbilder.”

Selcan Ipek-Ugay ist Professorin für Informatik an der Berliner Hochschule für Technik (BHT). Sie war in der Informatik-Lehre engagiert und nahm zuvor gleichzeitig diverse Positionen im außeruniversitären Umfeld ein, darunter Softwareentwicklerin, SCRUM-Masterin, Business Development Managerin und Head of Software Development. Nach ihrem Studium der Medizinischen Informatik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Hochschule Heilbronn promovierte sie an der Berliner Charité am Institut für Experimentelle Radiologie und dem Institut für Medizinische Informatik. Während ihrer Promotion lag ihr Schwerpunkt auf der Entwicklung nichtinvasiver und bildgestützter Diagnosesysteme, um Organveränderungen wie Leberverhärtungen oder Tumore unmittelbar ohne Biopsie zu erkennen. Sie wurde 1985 in Adana (Türkei) geboren und kam kurz vor ihrem 12. Geburtstag zusammen mit ihrer Familie nach Deutschland (Hessen). Die heutige Professorin hat als erste aus ihrer Familie das Abitur gemacht, nachdem sie zunächst auf die Hauptschule geschickt worden war. SWANS: „Wie würden Sie Ihre Kindheit beschreiben? Wie sind Sie aufgewachsen?“  Selcan Ipek-Ugay: „Meine Kindheit war von bescheidenen und authentischen Verhältnissen geprägt. Zunächst wuchs ich in einem kleinen Dorf am Mittelmeer auf. Später zogen wir in eine kleine Stadt in Hessen. Dort sah ich mich plötzlich mit einer neuen Sprache, Kultur und einem völlig fremden Umfeld konfrontiert.  In dieser herausfordernden Situation musste ich früh Verantwortung übernehmen – sowohl zuhause, als auch in der Schule. Ich war praktisch die zweite Mutter für meine vier Geschwister und wollte ihnen ein Vorbild sein. Deshalb war es mir wichtig, immer klare Ziele zu setzen und einen Plan zu verfolgen. Diese Erfahrungen haben mich sehr früh reifen lassen und tief geprägt.“  SWANS: „Ihr Werdegang von der Schule bis zum Studium war sicherlich nicht leicht. Gab es Vorbilder, die Sie in Ihrer Kindheit und Jugend gestärkt haben?“  Selcan Ipek-Ugay: „Mein schulischer Werdegang war in der Tat sehr herausfordernd, da ich gar keine Vorbilder hatte. In meiner Familie oder Bekanntenkreis hatte niemand das Abitur gemacht oder studiert. Meine Eltern konnten nur drei Jahre die Dorfschule besuchen. Da wir das deutsche Bildungssystem nicht kannten, wurden meine Geschwister und ich zunächst auf eine Hauptschule geschickt. Schnell erkannte ich, wie wichtig es war, aus diesem schulischen Umfeld herauszukommen – einer Bubble, in der weder gefordert noch gefördert wurde. Dennoch musste ich zuerst die Hauptschule beenden, die mittlere Reife nachholen, um dann als Einzige in meinem Jahrgang auf ein naturwissenschaftliches Gymnasium gehen und Abitur machen zu dürfen.“  SWANS: „Sie haben Rassismus erlebt. Wie sind Sie damit umgegangen?“  Selcan Ipek-Ugay: „Bereits kurz nach unserer Ankunft in Deutschland und dem Beginn mit der Schule erlebte ich meine erste Begegnung mit Diskriminierung – nicht nur von Mitschüler:innen, sondern auch von Lehrkräften, weshalb mein schulischer Weg so hart war. Da ich aber zuvor keine Berührung mit Rassismus hatte, konnte ich diese Erfahrungen erst viele Jahre später richtig reflektieren.   Interessanterweise erfahre ich in den letzten Jahren erneut spürbaren Rassismus. Besonders belastend ist es, diese Erfahrungen in der Öffentlichkeit und oft vor den Augen meiner Kinder machen zu müssen. Auch wenn mich das innerlich stark getroffen hat und ich häufig das Fehlen von Zivilcourage bemerkt habe, habe ich nach außen hin meist ruhig und gefasst reagiert. Einmal rief ich sogar die Polizei, um gegen antimuslimischen Rassismus und Beleidigungen vorzugehen.“  SWANS: „Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen? Was oder wer hat Sie inspiriert?“   Selcan Ipek-Ugay: „Bereits seit der Grundschule wusste ich, dass mir Naturwissenschaften, insbesondere Mathematik und logisches Denken Spaß machen.  In der Oberstufe hatte ich Biologie als Leistungskurs und konnte dort die Relevanz der Informationstechnologie für medizinische Anwendungen kennenlernen, wie etwa Methoden zur Krankheitsuntersuchung wie DNA-Sequenzierung und die Kombination bildgebender Verfahren wie PET-CT zur Unterstützung der Diagnose.  Als ich kurz vor meinem Abitur einen Ausflug nach Heidelberg machte und mich in die Stadt verliebte, entdeckte ich den Studiengang Medizinische Informatik an der dortigen Universität. Ab diesem Zeitpunkt stand für mich fest, was ich studieren wollte.  Bei der Wahl des Studiengangs Medizinische Informatik bin ich von meinen fachlichen Interessen und von der Schönheit der Stadt Heidelberg ausgegangen.  Während meiner Promotionszeit in der experimentellen Radiologie fand ich es sehr spannend, neue innovative Diagnose- und Therapiesysteme zu erforschen und unmittelbar anzuwenden. Zudem hat es mir Spaß gemacht, meine Erfahrungen und mein Wissen mit jungen Menschen zu teilen. Deshalb bin ich in der Forschung und Lehre geblieben.“  SWANS: „Warum brauchen wir mehr Frauen in der Informatik bzw. Technologie?“  Selcan Ipek-Ugay: „Frauen in der Informatik tragen zur Förderung von Vielfalt bei und ermöglichen damit innovativere und diskriminierungsfreiere Lösungen.“  SWANS: „Hat eine diskriminierende Gesellschaft einen Einfluss auf die Technologie?“  Selcan Ipek-Ugay: „Ja, absolut. Wenn bestimmte Gruppen von der Gesellschaft systematisch benachteiligt werden, können diese Vorurteile in Technologieprodukte bzw. -prozesse, z.B. Algorithmen oder KI-Systeme einfließen. Dies kann wiederum dazu führen, dass Technologien bestehende soziale Ungleichheiten und diskriminierende Muster verstärken.“  SWANS: „Welche Fähigkeiten und Eigenschaften brauche ich als Frau, um mich in Ihrer Branche behaupten zu können und erfolgreich zu sein?“  Selcan Ipek-Ugay: „Als Frau in der IT-Lehre und -Forschung muss man sich durch seine fachliche Expertise stets beweisen. Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen sind wichtige Eigenschaften, um sich in einem üblicherweise männerdominierten Umfeld zu behaupten. Ein starkes Netzwerk und das Annehmen von Herausforderungen sind ebenfalls bedeutend.“  SWANS: „Sie haben inzwischen vier Kinder. Wie vereinbaren Sie Beruf und Familie miteinander?“  Selcan Ipek-Ugay: „Mit vier kleinen Kindern ist es eine ständige Herausforderung, die Balance zwischen Privat- und Berufsleben zu finden. Daher musste ich in den letzten Jahren häufig Nachtschichten einlegen, um meine Pflichten überhaupt zu bewältigen. Effektives Zeitmanagement und eine gerechte Aufgabenverteilung sind dabei essenziell.  Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist anspruchsvoll, aber mit einigermaßen flexiblen Arbeitszeiten und einem Partner, der sich der gemeinsamen Verantwortung für Familie und Kinder bewusst ist, durchaus realisierbar.“  SWANS: „Auf welche gemeisterten Herausforderungen in Ihrem bisherigen Leben sind Sie besonders stolz?“  Selcan Ipek-Ugay: „In meiner finalen Promotionsphase habe ich innerhalb eines Jahres meine ersten zwei Kinder bekommen. Trotz der Herausforderungen von zwei Geburten und den damit verbundenen privaten und auch fachlichen Anforderungen konnte ich meine Dissertation nach insgesamt drei Jahren erfolgreich mit summa cum laude verteidigen. Als jüngste Doktorin meines Jahrgangs habe ich meine Promotionsurkunde auf der großen Bühne zusammen mit meiner einjährigen

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