Autorenname: Zekiye

Vorbilder

Endora Comer-Arldt: “Auf Veranstaltungen wurde ich oft für die Servicekraft gehalten”

Endora Comer-Arldt verantwortet die globale Personalkommunikation und das People Board Office des Wissenschafts- und Technologieunternehmens Merck. Davor führte sie den Aufbau der Wissenschafts- und Technologiekommunikation in der Markenkommunikation des Unternehmens. Vor ihrem Wechsel zu Merck verantwortete Endora die Kommunikation auf DACH-Ebene eines internationalen Media- und Marketing-Agentur-Netzwerks. Sie hält einen Doktortitel in Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste in Wien. Das Gespräch führte Esra Elmaci. SWANS: Wie würdest du dich selbst beschreiben? Endora: Mir sind Menschen und das gemeinsame Miteinander sehr wichtig, sowohl im Privaten als auch im Beruflichen. Als vielseitige und aufgeschlossene Person war ich schon als Kind an Neuem interessiert. Ich möchte den Dingen auf den Grund gehen und verstehen, was Menschen antreibt, motiviert und warum sie sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten. Wenn man es genau nimmt, würde ich mich selbst als Beobachterin bezeichnen. Außerdem bin ich sehr anpassungsfähig und es ist mir wichtig, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. SWANS: Wer hat dich besonders stark unterstützt? Endora: Meine Familie, aber insbesondere mein Vater. Er hat mich stark geprägt. Mein Vater hat mir und meinen Geschwistern sehr früh vermittelt, wie wichtig Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sind. Er hat uns immer gesagt, dass wir uns nicht klein machen sollen und dass wir alles schaffen können. Mit Ruhe und Geduld hat er mir zugehört und mich bei meinen Plänen unterstützt. Meine Mutter ist eine Kämpferin und eine mutige Frau. Sie hatte nie Angst, ihre Stimme zu erheben, wenn etwas aus ihrer Sicht nicht rechtens war. Sie hat mich als Frau mit der Haltung erzogen, dass ich stark bin und meinen eigenen Weg gehen und meine Ziele verfolgen kann und soll. Komme was wolle. Ich habe im Laufe meines Lebens häufig von Menschen zu hören bekommen, dass ich aufgrund meiner Herkunft und als Frau gewisse Dinge nicht schaffen werde oder nicht „reinpasse”. Ohne den Rückhalt meiner Familie wäre ich nicht erfolgreich gewesen. SWANS: Musstest du im Laufe deiner beruflichen Laufbahn Rassismus oder Sexismus erleben? Endora: Was ich häufiger erlebt habe, ist, dass ich als einzige Person mit Einwanderungsgeschichte oder Women of Color als Teilnehmerin einer Veranstaltung nach Kaffee gefragt, also als Servicekraft wahrgenommen wurde. Das war bereits auf Konferenzen während des Studiums so. Bei einer Business-Knigge Schulung wurde ich auf meine Haare angesprochen. Der Referent kommentierte vor allen Anwesenden, dass „mein krauses Haar“ zu „wild“ sei und ob man dagegen nichts tun könne. Als junge Frau, wurde ich nach Meetings mit Kunden öfter mal gefragt „Und, was machen wir beiden Hübschen heute noch?“. Solch ein Verhalten empfinde ich als äußerst unangenehm und macht mich wütend. Ich glaube vielen Menschen ist oftmals nicht bewusst, wie unreflektiert sie in ihren Aussagen sind. Stichwort Bias – hierzu kann ich aus einer Situation mit meinem Team berichten. Im Rahmen einer Kampagne ging es darum, eine Bildauswahl zu treffen. Im Laufe des Meetings sagte ein Kollege: „Oh Mann, jetzt müssen wir schauen, dass wir bei unserer Bildauswahl jede Diversity-Dimension abdecken!“ Das Team fing an zu diskutieren, dass sie das nicht als passend empfinden würden, da das gar nicht mit unserer „Realität“ übereinstimmt. Ich habe dem Team zugehört und im weiteren Verlauf darauf hingewiesen, dass sie aus ihrer persönlichen Lebensrealität heraus urteilen. In anderen Bereichen, Standorten, etc. ergeben sich unterschiedliche Wahrnehmungen und Auffassungen des Bildes, im Vergleich zu dem Umfeld, in dem sie wirken und sich bewegen. Zudem habe ich ihnen gesagt, dass es durchaus meiner Realität entspricht und es für mich einen Unterschied macht, wen ich in meinem Umfeld sehe und wen ich nicht sehe. In dieser Sekunde meinte der Kollegen sofort: „Verdammt, I’m biased“. Wir alle haben unsere Biases, unabhängig von Geschlecht, Bildung, Herkunft oder sonstigen Merkmalen. Jeder von uns befindet sich in seiner eigenen Bubble, die unbewusst von persönlichen Lebensumständen, Erfahrungen, Werten und dem eigenen Lebensbereich geprägt ist. In unserem täglichen Sein und Handeln gerät oft in Vergessenheit, dass diese Wahrnehmung unterbewusst oft voreingenommen ist. Aus diesem Grund ist und bleibt die Sensibilisierung für diese Themen wichtig für mich. SWANS: Danke für das Gespräch! Vorbilder

Presse

University of Edinburgh interviewt Martha

Für das Magazin „enlightened“ hat die University of Edinburgh, an der Martha ihren Master gemacht hat, ein Interview mit ihr veröffentlicht. Sie spricht über SWANS, ihre polnisch-deutsche Identität und glaubwürdige Diversity-Arbeit. Das volle Gespräch (auf Englisch) findet ihr hier.

Vorbilder

Cemile Ciousouf: „Parteien und Gremien brauchen ein Verständnis für Diversität.“

Cemile Giousouf ist Vize-Präsidentin der Bundeszentrale für politische Bildung und war von 2013 bis 2017 die erste muslimische CDU-Abgeordnete im deutschen Bundestag. Sie hat Politikwissenschaften, Soziologie und Islamwissenschaften studiert und arbeitete vor ihrem Bundestagsmandat als Referentin im Integrations- und Frauenministerium von Nordrhein-Westfalen (NRW) zum Schwerpunktthema „Frauen mit Zuwanderungsgeschichte” und in der Integrationsabteilung des Arbeits- und Sozialministeriums von NRW. Das Interview führte Esra Elmaci. SWANS: Haben Sie das Gefühl, Sie wurden in Ihrem Leben eher gefördert oder unterschätzt? Giousouf: Glücklicherweise wurde ich gut gefördert. Sowohl in meiner Schulzeit, als auch im späteren Leben habe ich Menschen getroffen, die mich unterstützt und gefördert haben. Aber auch ich gehöre zu denen, die trotz sehr guter Noten zunächst keine Gymnasialempfehlung bekommen haben. Das hat meine Mutter damals durchgesetzt. SWANS: Wer waren Ihre Vorbilder? Von wem haben Sie viel gelernt und zu wem haben Sie aufgeschaut? Giousouf: Meine größten Vorbilder sind meine Eltern, die im Rahmen der Anwerbung sog. „Gastarbeiter“ nach Deutschland gekommen sind – zuerst mein Vater, später im Rahmen der Familien-Zusammenführung meine Mutter und mein Bruder. Besonders das Durchhaltevermögen meiner Eltern war für mich sehr prägend. Sie haben es geschafft, mit wenigen Ressourcen und zunächst rudimentären Sprachkenntnissen in einem neuen Land Fuß zu fassen und ihren Kindern ein gutes Leben zu erarbeiten. Eine unglaubliche Leistung vieler dieser Menschen, die meines Erachtens zu wenig Anerkennung findet. Die Bildungsaspiration dieser Generation war sehr hoch. Die Ausbildung ihrer Kinder hatte absolute Priorität und ihre eigenen Wünsche wurden hinten angestellt. In meinem späteren Leben habe ich viele Politiker:innen getroffen, die mich sehr beeindruckt haben – insbesondere diejenigen, die sich für Themen und Menschen auch außerhalb ihrer eigenen Lebenswirklichkeit engagieren. SWANS: Wie wichtig ist Ihnen die Repräsentation und Teilhabe verschiedener Bevölkerungsschichten in der Politik? Giousouf: Wenn größere Bevölkerungsteile in den Parlamenten nicht vertreten sind oder (zum Teil auch deswegen) nicht einmal an Wahlen teilnehmen, haben wir ein Demokratiedefizit. Wenn Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Großstädten 40 bis 50 Prozent der Bewohner:innen ausmachen, aber in den entsprechenden Parlamenten nur ein marginaler Anteil einen Migrationshintergrund hat, fehlen hier wichtige Stimmen und Belange. Grundsätzlich sollten wichtige gesellschaftspolitische Themen auch ohne jeweilige Vertretung in den Parteien als Querschnittsthema mitgedacht werden. Parteien und Gremien brauchen daher ein Verständnis für Diversität, aber auch Wissen über Belange marginalisierter Gruppen. Das kann und darf aber nicht die diskriminierungsfreie Möglichkeit zur Partizipation für alle ersetzen. Politische Partizipation muss daher beidseitig verbessert werden: Die Parteien müssen sich öffnen und diejenigen, die Interesse haben, müssen offensiv auf diese Parteien zugehen. Das ist keine Einbahnstraße. SWANS: Welchen Tipp geben Sie Berufseinsteigerinnen in Sektoren, in denen sie in der Regel unterrepräsentiert sind? Giousouf: Netzwerken und gut vorbereiten! Das Wichtigste ist, viele, auch unterschiedliche Kontakte zu knüpfen und zu wissen, wen man für welches Anliegen ansprechen kann. Berufseinsteigerinnen können beispielsweise bei den Personalräten oder branchenspezifischen Gremien Anschluss finden. Es kann auch nicht schaden, die Führungsspitze des Betriebes zu kontaktieren und sich persönlich vorzustellen. Ich gehöre zu einer Generation, die sich da eher zurückgehalten hat. Die junge Generation ist viel selbstbewusster: Sie fordert offensiv ein, gehört zu werden. Das finde ich sehr gut und wichtig! SWANS: Wie stehen Sie zur Frauenquote? Giousouf: Ich denke, dass wir sie so lange brauchen, wie Frauen ausgegrenzt werden. Dass die Qualifikation und nicht das Geschlecht im Mittelpunkt stehen soll, teile ich. Dieses Argument spricht aber für und nicht gegen eine Quote, wenn qualifizierte Frauen offenkundig übervorteilt werden. Bei so mancher männlicher Besetzung auf der einen oder anderen Position kann wohl niemand ernsthaft behaupten, er habe diese seiner besseren Leistung zu verdanken. Solange das so ist, brauchen wir eine Quote. SWANS: Vielen Dank für das Gespräch! Vorbilder

Presse

SWANS im BR-Nachtstudio

„Grundsätzlich ist in dem Bereich, in dem wir arbeiten, die wichtigste Währung das Thema Glaubwürdigkeit. Es gibt Personen und Unternehmen, die das Thema glaubwürdig verkörpern und Personen und Unternehmen, denen kauft man das nicht ab – und die haben dann auch nichts davon.“ Martha Dudzinski kämpft für mehr Diversität in der Wirtschaft. (…) „Wenn wir uns für eine Demokratie halten, wenn wir unsere Gesellschaft für gerecht halten, dann muss das auch unser Arbeitsmarkt widerspiegeln. Dann muss auch die Hälfte der Bevölkerung, die weiblich ist, die gleiche Chance haben, nach oben zu kommen. Dann muss ein Viertel der Gesellschaft, die eine Einwanderungsgeschichte hat, es auch nach ganz oben schaffen können.“ Den ganzen Artikel könnt ihr hier lesen.

News

17 Kopftuchträgerinnen, die unsere Wirtschaft voranbringen

Frauen mit Kopftuch bleiben in wirtschaftlichen Diskursen oft unsichtbar – trotz aller Diversity-Bemühungen und Erklärungen. Das soll sich jetzt ändern: Wir veröffentlichen erstmals eine Liste mit 17 inspirierenden Frauen, die Hijab tragen, die unsere Wirtschaft aktiv mitgestalten und voranbringen – und sich bei der Gelegenheit für einen diverseren Arbeitsmarkt einsetzen. „In meinem beruflichen Werdegang war ich es immer gewohnt, die Erste und Einzige zu sein. Ich möchte sicherstellen, dass ich nicht die Letzte bin. Und dass jede:r unabhängig von sozialer oder ethnischer Herkunft, Alter, Behinderung, Geschlecht und Religion die Möglichkeit zu einer gerechten Teilhabe erhält“, erklärt Awa Said, Account Director bei LinkedIn. Sogar in Frauen- und Diversity-Rankings finden Hijabis selten bis nie einen Platz. Deshalb porträtiert SWANS 17 Frauen, die als Führungskräfte, Forscherinnen, Ingenieurinnen, Wirtschaftswissenschaftlerinnen, Unternehmerinnen und IT-Spezialistinnen unsere Wirtschaft zukunfts- und wettbewerbsfähig machen wollen. Und sich bei der Gelegenheit dafür einsetzen, dass für Frauen und Mitglieder anderer benachteiligter Gruppierungen echte Chancengerechtigkeit herrscht. „Eine Frau mit Kopftuch braucht doppelt so viel Qualifikationen, Mut und Motivation, um bei einem Arbeitgeber akzeptiert zu werden“ – so formuliert es Aza Borshchigova, Senior Application Consultant bei IBM. Wir finden: Es ist höchste Zeit, um diese beeindruckenden Frauen zu feiern, die trotz aller struktureller Hürden und Mehrfachdiskriminierung ihren Weg gehen und unsere Wirtschaft zu einem teilhabegerechteren, zukunftsfähigeren und interessanteren Ort machen. Mit den Worten von Sikra Habib-Osman, Teamleiterin bei KMPG: „Egal, ob man es mag oder nicht – wir sind da – und das mit Erfolg!“ Wir stellen vor: 17 Kopftuchträgerinnen, die unsere Wirtschaft voranbringen Burcu Arslan Burcu Arslan ist Account Director bei LinkedIn und berät öffentliche Institutionen in der DACH-Region sowie die Vereinten Nationen zu moderner und inklusiver Talentstrategie. Sie setzt sich für Chancengerechtigkeit, Diversität und Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen ein. Für ihre MBA-Thesis an der WHU zum Thema Female Empowerment wurde sie mit dem Outstanding Thesis Award ausgezeichnet. Ihr Ziel: eine Arbeitswelt, in der Vielfalt nicht nur sichtbar ist – sondern wirkt.     Merjem Babic Client Finance Manager at McCann-Erickson Über Stationen als Betriebsleiterin, im HR bei vorherigen Arbeitgebern und in der Management Assistenz hat sich Merjem bei ihrem aktuellen Arbeitgeber in kürzester Zeit ins Controlling hochgearbeitet. Als ihren besonderen Erfolg sieht sie, dass ihre „Persönlichkeit und Qualifikationen überragend genug waren, dass sie über den Hijab hinweg geschaut haben“.        Aza Borshchigova Senior Application Consultant bei IBM Aza arbeitet im Bereich Robotic Prozess Automation (RPA) und digitalisiert Prozesse mithilfe von Bots, die eintönige und langweilige Aufgaben übernehmen und schneller als Menschen Daten extrahieren, vergleichen, übertragen oder rechnen. Neben ihrer Tätigkeit bei IBM arbeitet die Wirtschaftsinformatikerin als Lehrbeauftragte an der HTW Berlin und unterstützt Student:innen durch Netzwerke, Mentoring und Motivation. Zuvor war sie Entwicklerin bei BASF und Daimler.     Dr. Asmaa El Idrissi Referentin für Antidiskriminierung und Diversität der Stadt Bochum Die promovierte Verfassungsrechtlerin hat es mit ihrer Klage gegen das Land Hessen wegen Versagung einer vollumfänglichen Jurist:innenausbildung bis vor das Bundesverfassungsgericht geschafft. Sie ist Fachbeirätin bei WirfürVielfalt, war während der Attentate in Hanau, Halle und dem Mord an Georg Floyd die leitende Projektkoordinatorin für das hessenweite Antidiskriminierungsnetzwerk ADIBE, hält Vorträge und berät zu Diversität und Antidiskriminierung.     Sikra Habib-Osman Team Leader bei KPMG Für die Teamleiterin in einer „Big Four“ Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen mit Hijab in allen Berufsgruppen vertreten sind. Dafür engagiert sie sich nicht nur als Betriebsrätin, sondern seit über 20 Jahren auch als Coach für Frauen mit und ohne Hijab. Ihr Motto lautet: „Egal ob man es mag oder nicht – wir sind da und das mit Erfolg!“       Mina Habsaoui Head of Group Service und Partner Management at IT Operations bei Vodafone Neben ihrem Job als Führungskraft organisiert die Informatikerin für das interkulturelle Netzwerk bei Vodafone Workshops und Podiumsdiskussionen, um Räume für einen offenen Austausch, und und damit einen aufgeschlossenen und diskriminierungsfreien Arbeitsplatz zu schaffen – vor allem für Kolleginnen, die sich – wie sie selbst – Deutsch fühlen, aber nicht so wahrgenommen werden. Davor war sie Beraterin bei Accenture.     Dinye Hernanda Senior Learning & Development Manager bei HeyJobs Dinye ist preisgekrönte Expertin für Leadership und Talent Development und unterstützt mit ihrem innovativen Ansatz Deutschlands Top-Tech-Startups. Neben ihrem sozialen Engagement für die Förderung der Karrierechancen der globalen indonesischen Diaspora ist Dinye als Speakerin für Diversität, Equity, Inclusion und Belonging (DEIB) und Beraterin für purpose-driven Organisationen aktiv.      Jasmin Higo Beraterin bei der Weltbank Neben ihrem Masterstudium in Public Administration an der Cornell Universität (USA) arbeitet Jasmin als Consultant bei der Weltbank. Zuvor hat sie vier Jahre als duale Studentin und Vollzeit-Mitarbeiterin bei Siemens in München und Oakville (Kanada) gearbeitet, darunter in der Diversität & Inklusion Abteilung. Parallel hat sie sich ehrenamtlich bei ApplicAid engagiert – einer Organisation, die sozial benachteiligte Schüler:innen zur Stipendienbewerbung ermutigt, und dort als Co-Autorin einen Stipendienratgeber verfasst.       Fatima Hussain, LL.M. Senior Legal Counsel bei Trade Republic Bank GmbH Fatima Hussain engagiert sich vor allem im männerdominierten Rechtsbereich für Female Empowerment und Diversität. Als Juristin in der Automobil- und Finanzbranche sowie als Mentorin arbeitet sie gezielt auf gesellschaftlichen Fortschritt und Sichtbarkeit von Frauen als Rollenbildern hin – getreu dem Motto „If you can see it, you can be it!“ Für ihre Arbeit wurde sie 2022 vom Capital Magazin als Deutschlands Top 40 unter 40 und vom Business Insider als eine von 25 Zukunftsmacherinnen ausgezeichnet.      Fatma Karatay   Managerin Technology and Business Development bei TransnetBW GmbH Die Managerin für Technologie und Unternehmensentwicklung treibt beim Übertragungsnetzbetreiber Baden-Württembergs das Innovationsmanagement voran. Die studierte Diplompädagogin hat einen MBA in internationalem Management. Vor ihrer Tätigkeit bei TransnetBW hat sie im Bereich der Weiterbildung gearbeitet, sowie im Human Resources Development bei Bosch.      Meriem Lebdiri Modedesignerin Die Gründerin des nach ihr benannten Luxuslabels ist deutsche Vorreiterin beim Thema „Modest Fashion“ und Vorsitzende des Council of Modest Fashion Europe. Sie setzt sich ein für Nachhaltigkeit, Vielfalt und Chancengerechtigkeit in der Modebranche, sitzt bei allen deutschen Modemessen auf Podien, wurde von der Bundesregierung ausgezeichnet und war 2015 in London nominiert für die globale Top 10 Modest Fashion Designer:innen. Sie arbeitet als Dozentin für Kostümdesign, Jurorin

Vorbilder

Natasha A. Kelly: „Ich war das einzige Schwarze Mädchen an meiner Schule.“

Natasha A. Kelly ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin und Soziologin mit den Forschungsschwerpunkten (Post-)Kolonialismus und Feminismus. Sie ist Autorin und Herausgeberin von sechs Büchern, Kuratorin und bildende Künstlerin. Ihre Kunstinstallationen wurden in verschiedenen Museen in Deutschland gezeigt, darunter im Deutschen Historischen Museum in Berlin. Von 2012 bis 2017 war sie Hauptvertreterin der Europäischen Union im Landesbeirat für Integrations- und Migrationsfragen des Berliner Senats. Das Interview führte Esra Elmaci. SWANS: Wie würden Sie Ihre Kindheit beschreiben? Kelly: Ich bin mit drei älteren Schwestern groß geworden. Sprich: Ich bin die Jüngste von vier. In der Kindheit waren meine älteren Schwestern sowohl meine besten Freundinnen, als auch meine großen Vorbilder. Ich war immer die Kleinste, die über ihre eigenen Füße gestolpert ist, als ich versuchte, hinter ihnen herzurennen. Ich erinnere mich, dass wir sehr viel zusammen gespielt haben; ich habe auch viel von ihnen gelernt. SWANS: Gab es eine besondere Person in Ihrem Leben, die einen starken Einfluss auf Sie hatte? Kelly: Definitiv meine Mutter. Sie hat mich das Überleben gelehrt. Ohne meine Mutter wäre ich heute nicht Dr. Natasha A. Kelly. SWANS: Wo war es besonders schwer für Sie? Kelly: Ich bin in einem kleinen Dorf in Norddeutschland groß geworden und war das einzige Schwarze Mädchen an meiner Schule. Als Jugendliche, ich war 13 oder 14, habe ich die emotionale Sicherheit, die mir meine Familie in der Kindheit mitgegeben hatte, verloren. Ich hatte das Problem, nicht dazuzugehören und habe mich selbst als Außenseiterin wahrgenommen. Dies war eine besonders schwere Zeit für mich. Obwohl ich mich eigentlich immer in Gruppen bewegt habe, war ich trotzdem alleine. Das ist eine der schlimmsten Formen der Einsamkeit und war ganz besonders schwer für mich. Dann habe ich die achte Klasse wiederholen müssen und ein Gefühl des Versagens empfunden. Wenn es danach ginge, hätten meine Lehrer:innen niemals erwartet, dass ich jemals einen Doktortitel bekomme. SWANS: Wie stehen Sie zur Frauenquote? Kelly: Die Frauenquote ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung. Aber die Frauenquote bevorzugt leider weiße Frauen, weil Gender eindimensional betrachtet wird und nicht intersektional. Wir müssen uns die Frage stellen, wie die Frauenquote für alle Frauen funktioniert. Da diese Frage nicht mit ‚gut‘ beantwortet werden kann, wird das Problem des Feminismus in diesem Land sichtbar: Race wird nicht mitgedacht, genauso wenig wie Religion, ethnische Herkunft etc. Daran muss gearbeitet werden. SWANS: Was prägt neben all dieser Arbeit Ihre künstlerische Ader? Kelly: Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, dass ich immer ein sehr extrovertierter Mensch war, aber gleichzeitig auch sehr verschlossen. Das ist ein Punkt, den viele Menschen um mich herum gar nicht richtig wahrnehmen: Ich bin unheimlich sensibel und musste immer sehr viel mit mir selbst ausmachen. Schon als Kind habe ich unheimlich viele Geschichten erzählt und Märchen gelesen. Das ist etwas, was ich mir bewahrt habe. Für mich ist Kunst eine Befreiung. Dadurch, dass die Wissenschaft so starr und undynamisch ist, habe ich in der Kunst meinen Ausgleich gefunden. Ich habe mich regelrecht in die Kunst verliebt. Und die Liebe ist für gewöhnlich eine Quelle der Kraft. SWANS: Danke für das Gespräch! Vorbilder

Vorbilder

Dr. Enise Lauterbach: „Insbesondere junge migrantische Frauen werden oft unterschätzt.“

Dr. med. Enise Lauterbach ist Ärztin und Unternehmerin, ihr Credo lautet: It’s time to revolutionize healthcare. Die passionierte Kardiologin mit Schwerpunkt auf die Behandlung von Herzrhythmusstörungen hat im Jahr 2020 das Start-Up LEMOA medical GmbH & Co. KG gegründet sowie zwei Apps entwickelt. Das Magazin Focus hat sie 2020 zu einer von 100 Frauen des Jahres gewählt, zudem wurde sie 2021 vom Handelsblatt als eine von 100 Frauen in Deutschland ausgezeichnet, die die Zukunft voranbringen und vom Business Insider Deutschland als eine von 25 Zukunftsmacherinnen. SWANS: Wo bist du aufgewachsen, was hast du studiert und was machst du beruflich? Enise: Ich bin in Frankenthal (Pfalz) geboren und aufgewachsen und bin die Älteste dreier Schwestern. Meine Eltern sind Anfang der 70er-Jahre im Zuge des Anwerbeabkommens aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Sie kamen als Gastarbeiter. Wirtschaftliche Armut hatte ihr Leben, insbesondere das meines Vaters, der schon als Kind auf Tabakfeldern mitarbeiten musste, sehr geprägt, deshalb war ihnen Bildung wichtig. Sie sahen Bildung als Garant für wirtschaftliche Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit; insbesondere für uns Mädchen. Unsere Eltern machten uns sehr früh deutlich, Bildung als Chance zu sehen und diese auch zu ergreifen. Ich habe Medizin studiert und bin Ärztin geworden. Ursprünglich wollte ich Astronautin werden. Es gab ein paar Hürden, die mir zum ersten Mal bewusst werden ließen: Houston – ich habe gleich mehrere Probleme: Mein Geschlecht, meine Nationalität. Meine Motivation weiterzumachen und nicht aufzugeben, ist der Tatsache geschuldet, dass es nie einen einfachen Weg für mich gab, ich aber trotzdem weiter wollte. SWANS: Welche konkreten Rassismus/Sexismus Erfahrungen hast du in der bisherigen Karriere gemacht? Enise: Migrant:innen machen von Klein auf rassistische Erfahrungen. Wer, wie ich in den 1980er und 1990er-Jahren in Deutschland groß geworden ist, wurde immer wieder mit rassistischen Äußerungen konfrontiert. Ich denke viele Mädchen und Frauen machen die einen oder anderen Erfahrungen mit Sexismus im Sinne der geschlechtsbezogenen Diskriminierung. Sexismus hat unterschiedliche Nuancen. Es fängt schon in der Schule ausgehend vom Lehrpersonal an. Mit der Zeit habe ich feine Antennen hierfür entwickelt. Im Laufe meiner Karriere habe ich Sexismus eher wahrgenommen, je weiter ich beruflich vorankommen wollte – bis hin zu offener Frauenfeindlichkeit. In meiner beruflichen Karriere spielte Rassismus bis auf eine einzige sehr drastische Situation glücklicherweise keine große Rolle. Vielleicht stumpfen Migrant:innen ab und reagieren nur auf bestimmte Trigger – wir entwickeln eine „hohe Schmerzschwelle“. So war es bei mir – auf bereits zuvor getätigte chauvinistische Aussagen in der Vergangenheit von Vorgesetzten, die sowohl rassistisch, als auch sexistisch waren, habe ich reagiert und dann die Entscheidung getroffen zu gehen. Meine persönliche Schmerzgrenze war nach Jahren erreicht. SWANS: Wer hat immer an dich geglaubt? Enise: Mein Mann, von der ersten Minute unserer Begegnung an. Auch meine Eltern haben an mich geglaubt, vor allem an meine Stärke in hoffnungslosesten Situationen, sowie Brigitte Harsch von der Markelstiftung (heute Schüler:innenstipendium TIL-Talent im Land). SWANS: Wer hat dich unterschätzt? Enise: Nicht wenige. SWANS: Wo war es für dich besonders schwer/einfach? Enise: Am einfachsten war es für mich während des Studiums und während meiner Assistenzärztinnenzeit in der Uniklinik. Es fühlte sich wie der ideale Raum für mich an, ich genoss jede Sekunde. Insbesondere im klinischen Abschnitt des Studiums spielte es zum ersten Mal tatsächlich keine Rolle, woher ich kam. Viele unterschiedliche Begegnungen und Freund:innenschaften aus dieser Zeit bereicherten mein Leben – und die Sicht auf vieles in meinem Leben fokussierte sich in dieser prägnantesten Zeit meines Lebens. Besonders schwer war es, mich Tag für Tag als Frau und Mutter in einem invasiven Fach beweisen zu müssen. Die „Annahmen über“ und „Erwartungen an“ berufstätige Mütter sind surreal. Ich wusste nie, ob ich jetzt enttäusche, weil ich meinen Job einfach gut mache und nicht versage – da ich ja trotz Stillen offenbar nicht meine Hirnsubstanz verloren zu haben schien. Und auf der anderen Seite dieses permanente Ignorieren der Tatsache, Mutter von kleinen Kindern zu sein und als Frau nicht allzeit bereit und durchgängig rund um die Uhr zur Verfügung stehen zu können (Einspringen, Überstunden, Warten auf Chefarzt-Visiten, Warten auf Vertreter:innen etc.) Alles Menschenmögliche an Einsatz und Flexibilität schien nie genug. Ich hatte lange das Gefühl, du bist nicht einfach gut genug und eine einzige Enttäuschung. Die Gefahr dabei ist: Irgendwann glaubst du das selbst und unterliegst der Gefahr, dich selbst zu verlieren. SWANS: Wie stehst du zu dem Thema „Quotendiskussion“? Enise: Vor 20 Jahren hätte ich gesagt: “Nein Frauen brauchen keine Quote – wir sind exzellent ausgebildet und hochqualifiziert.“ In all den Jahren habe ich gelernt: Ohne Quote wird es keine Parität geben, denn die Realität sieht so aus, dass es für Frauen gläserne Decken gibt aus Panzerglas. Ohne Parität werden Frauen weiterhin unsichtbar bleiben und damit keine Stimme haben, um gesellschaftsrelevante Themen in Politik und Wirtschaft umzusetzen. Das gilt auch für Naturwissenschaften und die Kunst, hier vermisse ich nach wie vor Frauen in leitenden Positionen. Insgesamt empfinde ich Vielfalt als eine Bereicherung. Eine Quote für Migrant:innen halte ich augenblicklich nicht für sinnvoll. Vielleicht denke ich darüber in zehn oder 20 Jahren aber auch anders. Wichtiger wäre mir eine Verpflichtung bzw. ein Bekenntnis zur Diversität in den Belegschaften der Institutionen und Unternehmen. Ich spreche hier aber nicht von dem zunehmenden Diversity-Washing, das ich erstaunt in den letzten Jahren beobachte. Diversity sollte kein Lippenbekenntnis sein oder ein Projekt. Diversität sollte immer den Querschnitt der Individuen der Gesellschaft aufzeigen in seiner ganzen Bandbreite. Vielleicht erübrigt sich dann die Quote für Frauen und/oder Migrant:innen, wenn eine selbstverständliche kulturelle Offenheit innerhalb von Institutionen und Unternehmen existiert. SWANS: Welchen Tipp gibst du an junge Studentinnen bzw. Absolventinnen? Enise: Junge Frauen, insbesondere junge migrantische Frauen werden oft unterschätzt, deshalb empfehle ich unbedingt, an euch selbst zu glauben und euch nicht beirren zu lassen. Vor allem zum Berufsstart: Kennt Euren Wert, lasst euch nichts vormachen. Hier geht es nicht nur um das Gehalt, es geht um Perspektiven für Positionen, um Verbindlichkeiten, die unbedingt eingehalten werden sollten – prüft euer Unternehmen. Mein zweiter Tipp: Seid mutig. Jede Erfahrung ist wertvoll und unglaublich lehrreich für die weitere Karriere, wenn nicht sogar für das ganze Leben.

Presse

Interview mit Talent Berlin: „Mehr Fatmas in die Führungsetagen“

Unsere Pressesprecherin hat mit Talent Berlin über ihr Verständnis von „Diversity and Inclusion“, die Arbeit der SWANS Initiative und die Arbeitsmarktsituation von Frauen mit Zuwanderungsgeschichte gesprochen. Das Interview inklusive ihrer persönlichen Linkliste zum Thema „Diversity & Inclusion“ findet ihr hier. Auch unsere Social Media Leiterin Dara Kossok-Spieß hat mit Talent Berlin gesprochen. Ihr Interview über Diversität im Handel findet ihr hier.“

News, Seminarberichte

Seminarbericht: Kommunizieren in Kanzleien – exklusives Webinar mit Skadden

Die Welt der Großkanzleien hat in Sachen Diversität noch Verbesserungsbedarf. Sie ist zum Teil auch heute noch dominiert von stereotypen Verhaltensweisen und entsprechenden Hierarchien. Wie bewege ich mich souverän im Kontakt mit Partner:innen, Mandant:innen und Kolleg:innen? Beim exklusiven Kommunikationstraining mit der internationalen Wirtschaftskanzlei Skadden hatten acht Schwäne die Gelegenheit, sich über Kommunikationsmuster weiterzubilden und Strategien zu entwickeln, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten können und welche Signale sie senden möchten. Trainerin Constanze Eich betont: „Ihr braucht nicht bescheiden zu sein. Seid stolz darauf, was ihr Großartiges geleistet habt.“ Und gibt den Tipp fürs Bewerbungsgespräch: „Bereitet euch auch auf euch selbst vor: Was bringt ihr mit? Viele von euch haben sicherlich schon früh viel Eigenverantwortung übernommen. Das ist ein Asset, auf das die Kanzleien viel Wert legen!“ Das bestätigen auch die Skadden-Anwältinnen Qendresa Bekolli und Sarah Johnen: „Bei Skadden werden Associates von Beginn an früh eingebunden, vor allem in die Mandatsorganisation und in die Kommunikation mit Mandant:innen. Eigenverantwortlich und strukturiert arbeiten zu können ist in unserem Arbeitsalltag essentiell. Die Noten aus dem Studium haben im Hinblick auf diese Fähigkeiten nur eingeschränkte Aussagekraft.“ In der Abschlussrunde zeigen sich die Teilnehmerinnen ermutigt und zufrieden: „Großkanzleien fühlen sich immer an wie ein verschlossenes Buch. Aber nach dem Event weiß ich jetzt auch, wieso ich mein Studium und das alles mache – und dass ich es durchziehen möchte, um auch so einen coolen Job zu kriegen!“

Auszeichnungen, News

Martha Finalistin beim „Being Edinburgh“ Award 2022 der University of Edinburgh

Eine Jury aus Studierenden, Alumnae:i und Uni-Belegschaft hat Martha zu einer von vier Finalistinnen der Alumni-Auszeichung „Being Edinburgh“ 2022 der University of Edinburgh gekürt. Die Uni, an der Martha ihren Master in Internationaler und Europäischer Politik gemacht hat, zeichnet mit dem Preis Absolvent:innen aus, die Werte der Uni besonders gut vertreten: Authentizität, Gemeinschaft, Empathie, Neugier, Bescheidenheit und Substanz. Mehr Infos zur Auszeichnung und den anderen Finalist:innen gibt es hier auf der Webseite der University of Edinburgh.

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