Autorenname: Zekiye

Vorbilder

Florence Brokowski-Shekete: „Ich liebe es unterschätzt zu werden und die Menschen Lügen zu strafen.”

Florence ist Schulamtsdirektorin, Mitglied des Hochschulrates der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd, Fachbereichsleitung Sekundarstufe I am Staatlichen Schulamt Mannheim und Mitglied des Expertengremiums des Deutschen Knigge Rat. Als Gründerin der Agentur FBS intercultural communication ist die Podcasterin und zweifache SPIEGEL-Bestsellerautorin zudem seit über 20 Jahren als freie Beraterin und Coach tätig in den Bereichen Kommunikation, Führungskräfteentwicklung und kultureller Sensibilisierung. Das Gespräch führte Martha Dudzinski. SWANS: „Wie würdest du deine Kindheit beschreiben?” Florence: „Mit knapp zwei Jahren kam ich zu meiner deutschen Pflegemama. Ab dem Moment habe ich meine Kindheit als behütet und idyllisch in Erinnerung. Durch den Einfluss meiner leiblichen Eltern gab es jedoch immer einen Störfaktor, der wie ein drohendes Damoklesschwert über uns schwebte. Mit knapp neun Jahren gingen meine Eltern in ihre nigerianische Heimat zurück und nahmen mich mit. Ab dem Moment war meine Kindheit sehr betrübt.” SWANS: „Wie verlief dein beruflicher Werdegang?” Florence: „Mein eigentlicher Berufswunsch war Flugbegleiterin. Da meine Bleibeberechtigung in Deutschland jedoch von einem Abitur und einem Beruf abhing, bei dem ich keiner deutschen Person, so hieß es behördlich, einen Arbeitsplatz wegnehmen durfte, konnte ich meinen Traum nicht erfüllen. Da ich kirchlich aufgewachsen bin, beschloss ich, Religionspädagogik zu studieren. Durch ein Praktikum in einem Jugendzentrum, das ich nach dem Abitur absolvierte und für das Studium benötigte, lernte ich viele Hauptschüler:innen kennen, die sehr über die Schule klagten. In dem Moment beschloss ich, dass auch Hauptschüler:innen ein Recht auf motivierte Lehrkräfte hätten. So begann ich ein Studium für Grund- und Hauptschullehramt, mit Schwerpunkt Hauptschule. Nach dem Studium absolvierte ich mein Referendariat und arbeitete zwei Jahre an einer Grundschule. Damals war die Arbeitslosigkeit unter Lehrkräften groß. Nach zwei Jahren endete mein befristeter Vertrag. Ich machte aus der Not eine Tugend. Da ich es schon immer liebte, mit Sprache umzugehen, machte ich mich selbständig und arbeitete als Sprach- und Kommunikationstrainerin. Nach sechs Jahren habe ich dann zwar eine verbeamtete Stelle als Lehrerin angenommen, die Selbstständigkeit besteht jedoch bis heute. Nach weiteren vier Jahren wurde ich Schulleiterin. Seit 2013 arbeite ich in einem Staatlichen Schulamt und habe jetzt die Funktion der Schulamtsdirektorin inne. Mein zweites Standbein ist meine Tätigkeit als Autorin, Podcasterin und People Talk Host. Mein absoluter Traum wäre eine eigene Talkshow und die Übersetzung meiner Autobiografie ins Englische.” SWANS: „Inwiefern gab es in den 20 Jahren, in dem du im Bildungswesen des Landes Baden-Württemberg arbeitest, Veränderungen? Waren sie positiv?” Florence: „Die Schularten in Baden-Württemberg haben sich verändert. Die Hauptschule wurde zu einer Haupt- und Werkrealschule weiterentwickelt, viele Hauptschulen wurden geschlossen. Es erfolgte die Neueinführung der Gemeinschaftsschulen mit drei Niveaustufen. An den Realschulen kann nun auch der Hauptschulabschluss absolviert werden. Ebenso wurden neue Fächer eingeführt bzw. breiter aufgestellt. Veränderungen werden stets evaluiert und weiterentwickelt.” SWANS: „Hast du dich in deinem Leben eher unterschätzt gefühlt oder wurdest du wertgeschätzt?” Florence: „In meinen unterschiedlichen beruflichen Stationen musste ich mir den Respekt stets erstmal sehr erkämpfen. Das betraf Männer wie Frauen, Kolleg:innen wie Vorgesetzte. Die Wertschätzung erfolgte meist erst nach einer klaren Grenzziehung und Auseinandersetzung. Nur bei ein paar wenigen Menschen, auch hier ebenso Männer wie Frauen, Kolleg:innen wie Vorgesetzte, war das nicht notwendig. Das sind Menschen mit einer hohen Sozialkompetenz.” SWANS: „Auf welche Hürden, die du gemeistert hast, bist du besonders stolz?” Florence: „In meiner Jugend in Deutschland hat man mir nichts zugetraut. Auch lebte ich mit meiner weißen Mama in finanziell sehr bescheidenen Verhältnissen. Als Schwarze Frau und alleinerziehenden Mutter bin ich wahnsinnig stolz darauf, dass ich meinem Sohn und mir ein finanziell und emotional gutes Leben bieten konnte. Ich bin sehr stolz auf meine beruflichen Erfolge. Dass ich einmal Autorin von zwei Spiegel Bestsellern sein werde, hätte ich nie gedacht. Ich liebe es, unterschätzt zu werden und die Menschen Lügen zu strafen.” SWANS: „Welche Maßnahmen sind deiner Meinung nach am besten dafür geeignet, um den deutschen Bildungsweg hürdenärmer zu gestalten?” Florence: „Ich selbst bin nach meinem dreieinhalbjährigem Aufenthalt in Nigeria mit einem denkbar schlechtem Bildungsniveau im Alter von zwölf Jahren zurück nach Deutschland gekommen. Hätte es in Niedersachsen die Orientierungsstufe mit den A, B und C Kursen in den Hauptfächern nicht gegeben, hätte ich die Schule nicht so erfolgreich geschafft, wie ich es habe. Wünschen würde ich mir ein durchgängiges Gantagsschulsystem von Klasse 1 – 12, bzw. 13. Alle Schüler:innen absolvieren nach der Klassenstufe 9 eine Prüfung, um ihren Leistungsstand zu evaluieren. Je nach Leistungsniveau und -vermögen verlassen die Schüler:innen die Schule oder streben, ebenfalls nach einer Prüfung, den mittleren Bildungsabschluss oder das Abitur an. Bildung gehört außerdem in die Schule und nicht an den Abendbrottisch der Familien. Ich würde mir wünschen, dass die Schüler:innen mit „gemachten Hausaufgaben“ nach Hause kämen und die Familien frei von schulischem Druck und somit entlastet wären.” SWANS: „Und welche sind weniger effektiv?” Florence: „Alles, was Druck erzeugt, ist nicht effektiv. Ebenso darf der Bildungserfolg nicht von dem sozialen Status der Familien abhängig sein.” SWANS: „Wie stehst du zu Quoten als Maßnahme, um gerechte Teilhabe zu fördern?” Florence: „Ich selbst wollte keine Quote sein, obwohl man mir bei Übernahme meiner Schulleitungstätigkeit gesagt hat, dass ich eine Quote wäre. Mir ist jedoch bewusst, dass es in manchen Bereichen ohne eine von außen diktierte Quote nicht geht und sich ohne diese nichts ändern würde. Das ist schade.” SWANS: „Neben deiner Tätigkeit als Schulamtsdirektorin bist du u.a. mehrfache SPIEGEL-Bestsellerautorin, Podcasterin und Trainerin zu Antidiskriminierung. Was machst du, um auch mal zu verschnaufen und Energie zu tanken?” Florence: „Ich stehe jeden Morgen für zehn Minuten auf meinem Minitrampolin, genieße mein Zuhause mit einer traumhaften Dachterrasse und höre die Stille.” SWANS: „Was für einen Ratschlag oder Tipp würdest du unseren Schwänen mitgeben?” Florence: „Gebe niemals auf. Suche dir ehrliche Verbündete. Schaue nicht auf Position, Rang oder Status, sondern auf den Menschen, der vor dir steht. Achte darauf, wer dir Tipps gibt. Nicht jeder dieser Tipps ist wohlgemeint, sondern manchmal nur gemein. Sei ein Mensch, der gönnen kann und glaube an Karma.” SWANS: „Vielen Dank für das Gespräch!” Vorbilder

Presse

SWANS im WDR

WDR 5 Politikum hat mit SWANS darüber gesprochen, was deutsche Arbeitgeber:innen tun können, um deutsche Fachkräfte mit Einwanderungsgeschichte für sich zu gewinnen, statt nur nach mehr Fachkräften aus dem Ausland zu rufen. Das Interview könnt ihr hier nachhören.

Presse

Unsere Hijabi-Heldinnen im Deutschlandfunk

Die 17 Kopftuchträgerinnen, die unsere Wirtschaft voranbringen, haben es in den Deutschlandfunk geschafft! Im Beitrag kommen neben Martha auch die zwei der gelisteten Hijabis zu Wort: Asmaa El-Idrissi und Mina Habsaoui Hier der Beitrag zum Nachhören!

Seminare

ERFOLGREICH GRÜNDEN

Du bist Frau mit Einwanderungsgeschichte bzw. BIWoC und willst gründen? Wir haben ein HAMMER Angebot am Start und für dich absolut kostenlos – Also aufgepasst! Welche Superkräfte bringst du sowieso schon wegen deiner Biografie mit? Wie kannst du aus deiner Gründungsidee richtig was reißen? Was funktioniert Personal Branding? Und wie nutzt du es, um mit deiner Idee durchzustarten? Wie gehst du mit finanziellen Struggles bei der Gründung um? Darum geht es in unserem exklusiven dreitägigen Seminar mit hochkarätigen Gründerinnen – vom 29. September bis zum 1. Oktober 2023 in Berlin! Sei dabei! Wann: 29.09.2023 – 01.10.2023 Wo: In Berlin Kosten: KEINE! Alle Kosten für das Seminar, An- und Abreise, Unterkunft und Verpflegung werden übernommen! Dies ist eine Veranstaltung im Rahmen des Projekts FATMA (Förder-Aktivitäten zur Teilhabe mehrfachdiskriminierter Akademikerinnen) der SWANS Initiative gGmbH. Mit Förderung aus dem Bundesprogramm Demokratie leben! des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) und der Landeskommission Berlin gegen Gewalt. CHECKLISTE Du willst gründen und hast bereits eine Gründungsidee? Du bist Frau mit Einwanderungsgeschichte, Schwarze Frau oder Woman of Color (BIWoC)? Du bist Studentin, Absolventin oder bereits berufstätig? Du bist im deutschsprachigen Raum aufgewachsen? Bewirb dich bis Sonntag, 20. August 2023 mit Lebenslauf und einer kurzen Skizzierung (2-3 Sätze) deiner Gründungsidee in einer pdf-Datei an bewerbung@swans-initiative.de Wir helfen Dir, mit Deiner Gründungsidee durchzustarten! Wir freuen uns auf deine Bewerbung! ❤️

Vorbilder

Malika Mataeva: „In der IT zählt, was du im Kopf hast – nicht auf dem Kopf.”

Als einzige Frau verantwortet Malika zusammen mit fünf Männern die Sicherheit der österreichischen Wirtschaft. Als erste Frau in diesem Team gehört sie zum einen Prozent der Frauen im Sicherheitsbereich in Österreich. Sie nutzt diese Position, um als Rollenvorbild Mädchen und Frauen für die IT und den Technologiebereich zu motivieren. Vor ihrem Job im Cyber Operation Center bei WKO Inhouse GmbH der Wirtschaftskammer Österreich war sie Entwicklerin bei Bosch. Das Gespräch führte Martha Dudzinski. SWANS: „Wie würdest du deine Kindheit beschreiben?” Malika: „Obwohl ich ein Kriegskind bin, habe ich viele schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Ich wuchs in einem Haus umgeben von der Liebe und Fürsorge der Eltern, mit drei Geschwistern und einer eigenen Bibliothek auf, in dem viel Wert auf Bildung gelegt wurde. In der Nachkriegszeit hatten wir jahrelang keinen Strom und deshalb auch kein Fernsehen – dafür haben wir viel miteinander gesprochen, gelesen und mit vielen anderen Kindern draußen gespielt. Meine Eltern, vor allem die Mutter, haben uns immer motiviert, uns Ziele zu setzen und sie zu erreichen. Meine Mutter hat uns auch beigebracht, sehr früh aktiv zu sein (Schultheater, alle möglichen ehrenamtlichen Aktivitäten), was uns geholfen hat, soziale Fähigkeiten zu entwickeln und keine Angst zu haben, unsere Komfortzone zu verlassen. Der Krieg hat sicherlich auch seine Spuren hinterlassen: Ich bin sehr früh erwachsen geworden – wie viele Kinder meiner Generation in Tschetschenien.” SWANS: „Wie verlief dein beruflicher Werdegang?” Malika: „Ich habe Informatik an der Universität Wien studiert. Während meines Studiums habe ich als Praktikantin bei Bosch angefangen und eine sehr anspruchsvolle Aufgabe bekommen: Software für den internen Einsatz von Grund auf zu implementieren. Das war sehr schwierig, aber dafür habe ich viel dabei gelernt. Danach bin ich zu Coredat Business Solutions gewechselt, wo ich zwar als Softwareentwicklerin angefangen habe, aber auch erste Erfahrungen im Security-Bereich sammeln konnte: Ich habe die Vorbereitung auf die ISO27001-Zertifizierung (internationaler Security-Standard) koordiniert. Drei Jahre später entschied ich mich, komplett in den Sicherheitsbereich zu wechseln – was ich auch gemacht habe, und bin nun Mitglied des Cyber Security Operation Center Teams bei WKO Inhouse der Wirtschaftskammern Österreichs, wo wir für die Sicherheit aller unserer Kammern und der Außenwirtschaft zuständig sind.” SWANS: „Wieso hast du dich für IT entschieden?” Malika: „Ich war schon immer von Filmen über Hacker fasziniert! (lacht) Aber eigentlich war es Zufall: Ich habe den ECDL-Kurs (Europäischer Computer Führerschein) absolviert, und als ich mich bei einer Beratungsstelle nach Weiterbildungsmöglichkeiten erkundigte, empfahl mir die Beraterin Informatik, weil sie meinte, ich kenne mich bereits mit Computern aus und damit habe ich schon Vorkenntnisse. Der ECDL hat nichts mit Informatik zu tun, aber oft glauben die Menschen das Gegenteil. Das war auf jeden Fall der erste Anstoß in Richtung Informatik. Als ich angefangen habe zu studieren, wurde mir klar, dass es genau das ist, wonach ich immer gesucht habe: eine große Herausforderung, ein sehr spannendes Gebiet, sehr intelligente Menschen. Und eine weitere wichtige Erfahrung: In der Informatik zählt, was man im Kopf hat und nicht, was man auf dem Kopf hat.” SWANS: „Hast du dich in deinem Leben eher unterschätzt gefühlt oder wurdest du wertgeschätzt?” Malika: „Ich selbst unterschätze mich immer wieder. Das Imposter-Syndrom ist mir leider sehr vertraut. Ansonsten haben mich Menschen, deren Meinung mir wichtig war und ist, immer wertgeschätzt, unterstützt und ermutigt.” SWANS: „Auf welche Hürden, die du überwunden hast, bist du besonders stolz? Malika: „Ich war 18 Jahre alt, als ich mit meinem Mann nach Österreich geflüchtet bin. Die Schule habe ich in Tschetschenien abgeschlossen und das in schwierigen (Nach-)Kriegszeiten, wo es einen großen Mangel an Lehrern und auch an Schulgebäuden gab, weil sie zerstört waren. All dies bildet keine gute Grundlage für die weitere Ausbildung. Ich bin unseren damaligen Lehrern sehr dankbar, die trotz schwieriger Zeiten und fehlender Mittel, manchmal sogar unentgeltlich, unterrichteten und dabei ihr Bestes gaben. In Österreich haben wir drei Jahre auf eine Aufenthaltsgenehmigung gewartet und in dieser Zeit haben wir selbst mit Büchern Deutsch gelernt. Danach kam Karenzzeit, deswegen konnte ich mit dem Studium erst mit 25 anfangen, wo mein Kleiner mit dem Kindergarten angefangen hat. Zu dieser Zeit hatte ich drei Kinder. Wegen der schwachen Schulbasis und der fremden Sprache musste ich sehr viel lernen, damit ich mitkomme. Zum Beispiel Englisch fehlte mir fast komplett, weil ich nur in der Schule nur zwei Jahre Englisch gelernt hatte. Im IT-Bereich ist Englisch ist sehr wichtig, weil viele Quellen nicht übersetzt werden, zudem werden auch viele englische Begriffe verwendet. Mittlerweile verstehe ich bis zu 100%, besonders wenn es um IT-Thema geht, aber mir fehlt die sprachliche Praxis. Als Geflüchtete habe ich mir mein Leben in Österreich von Grund auf aufgebaut: Ich habe die Sprache gelernt, studiert, gearbeitet und das alles neben meiner Familie/Kinder gemacht – darauf bin ich stolz.” SWANS: „Was hältst du von Quoten als Maßnahme zur Förderung einer gerechten Teilhabe?” Malika: „Ich denke, dass Quotenstellen etwas unangenehm sind, weil andere dir oft weismachen wollen, dass du die Stelle unabhängig von deiner Kompetenz erhalten hast – was an sich nicht stimmen kann, besonders im IT-Bereich. Dennoch sind Quoten leider immer noch eine notwendige Maßnahme, um eine gerechte Beteiligung zu erreichen.” SWANS: „Unterscheiden sich Kopftuchdebatten in Österreich von denen in Deutschland?” Malika: „Die Diskussion um das Kopftuch wird in Österreich und Deutschland ähnlich geführt. Es wird oft von der „Unterdrückung“ der muslimischen Frauen und ihrer „Befreiung“ gesprochen, aber gleichzeitig werden muslimische Frauen durch diese Debatten und Gesetze eingeschränkt und diskriminiert. Die Situation hat sich verbessert, denn seit etwa einem Jahr wird in den Medien und den sozialen Netzwerken viel über Vielfalt gesprochen, und plötzlich ist Vielfalt wichtig und modern geworden. Es gibt Unternehmen, für die Vielfalt, Teilhabe und Inklusion auch ohne diese Marketingmaßnahme wichtig waren, aber jetzt gibt es mehr von ihnen. Es ist ähnlich wie bei Quotenstellen – besser als nichts. Ich hoffe, dass die Politik langsam das Stoffstück auf unseren Köpfen in Ruhe lässt und Frauen ohne Konsequenzen selbst entscheiden können, was und wie sie sich anziehen.” SWANS: „Welchen Rat oder Tipp hast du für unsere Schwäne?” Malika: „Glaube an dich selbst, sei mutig

Vorbilder

Zeynep Çetin: „Ihr müsst nicht alles alleine machen“

Die Berliner Rechtsanwältin Zeynep Çetin war maßgeblich daran beteiligt, dass muslimische Lehrerinnen mit Kopftuch in Berlin Recht bekommen haben, an Schulen mit Kopftuch zu unterrichten.. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im Sozial- und Antidiskriminierungsrecht. Lange hat sie neben ihrer anwaltlichen Tätigkeit ein staatlich gefördertes Antidiskriminierungsprojekt geleitet. Das Interview führte Martha Dudzinski. SWANS: „Wir würdest du deine Kindheit beschreiben?“ Zeynep: „Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Mein Vater war so genannter „Gastarbeiter“ im Kohlebergbau, unser Leben war sehr familiär, sehr religiös. Ich habe von klein auf Religion als etwas erlebt, das viel Kraft und Halt gibt. Sie hat meinen Eltern Halt gegeben, um sich in der Fremde einzufinden und prekäre Arbeitsverhältnisse zu ertragen. Mein Vater war ehrenamtlich engagiert beim Aufbau der ersten Gebetsräume, von Moscheen konnte damals noch keine Rede sein – auch, um Zugehörigkeit zu schaffen. Geschützte Räume, um über Sorgen und Probleme sprechen zu können und sich der Heimat näher fühlen zu können, die man zurückgelassen hat. Ihr wichtigstes Anliegen war, dass es ihren Kindern mal besser gehen soll als ihnen selbst.“ SWANS: „Wurdest du eher wertgeschätzt oder hast du dich unterschätzt gefühlt?“ Zeynep: „Von meiner Familie habe ich sehr viel Wertschätzung erfahren: Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, dann zieht sie das auch durch. Aber klar hat mir die Gesellschaft Steine in den Weg gelegt. Der Ehrgeiz war nicht einfach nur da, der hat sich entwickelt. Meine Grundschullehrerin hatte mir die Gymnasialempfehlung gegeben, mich aber gewarnt, dass es auf dem Gymnasium schwierig ist – sie meinte schulisch anspruchsvoll. Aber tatsächlich war es schwierig für mich, weil ich anders wahrgenommen wurde. Wenn ich Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung hatte, dann wurde das direkt damit begründet, dass Deutsch nicht meine Erstsprache sei. Das war natürlich Quatsch, ich bin hier geboren und aufgewachsen und habe eher gebrochen Türkisch gesprochen als Deutsch. Aber in der Schule wurde mir gesagt, dass es daher kommen muss, dass zuhause zu wenig Deutsch gesprochen werde. Das wollte ich nicht annehmen – und deswegen habe ich diesen Ehrgeiz entwickelt – der Ehrgeiz, diesen Makel, anders zu sein, auszugleichen. Als ich dann einige Jahre später gefragt wurde, ob ich einem deutschen Kind ohne Migrationshintergrund Nachhilfe in Deutsch geben könnte, hat das meine Eltern sehr stolz gemacht, und mich rückblickend auch. Ich weiß sogar noch wie das Kind hieß: Markus. Ich hatte viele Freund:innen und Verwandte, die eben keine Gymnasialempfehlung erhalten haben – auch später im Jurastudium. Nachdem sie sich durchgebissen haben, sind einige an ihre alten Schulen zurückgegangen, um dort zu zeigen: Ihr habt mir das nicht zugetraut, aber ich habe es trotzdem geschafft.“ SWANS: „Auf welche Hürden, die du gemeistert hast, bist du besonders stolz?“ Zeynep: „Wenn man sich anschaut, welche Hürden dir gesellschaftlich in den Weg gelegt werden, bin ich sehr stolz darauf, dass ich als einziges Kind mit türkischem Migrationshintergrund in meinem Jahrgang das Abitur geschafft habe. Ich weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit war. Ich bin die erste in meiner Familie, die studiert hat und hatte auch kaum Berührungspunkte mit Akademiker:innen. Sich dann alleine durch den Studiendschungel zu kämpfen. Ich habe es während des Studiums sehr genossen, wenn ich anonyme Klausuren schreiben konnte, so dass meine Arbeiten statt Zeynep nur eine Prüfnummer stehen hatten – das hat mir viel Mut und Kraft gegeben. Ich habe auch erst im Studium angefangen, ein Kopftuch zu tragen. Meine Familie hatte mir nahegelegt, es mir gut zu überlegen, ob ich bereit bin für die unbequemen Fragen, die mich erwarten. Im Studium hatte ich dann das Selbstbewusstsein und habe mich bereit gefühlt. Dann wurde ich direkt in eine weitere Schublade gesteckt. Es war nicht schön, auf das Kopftuch reduziert zu werden. Auch hier war es gut, dass ich mich bei schriftlichen Prüfungen verstecken konnte. Wie oft wurde ich aufgerufen in der Vorlesung mit den Worten „Du mit dem Kopftuch!““ SWANS: „Wie stehst du zu Quoten als Maßnahme, um Diversität zu fördern?“ Zeynep: „Das hängt davon ab, wie Diversität verstanden wird. Wenn wir uns nur bei jedem Fototermin freuen, eine Person mit Behinderung oder Migrationshintergrund auf das Bild packen zu können, dann ist das ganz schön fatal. Ich finde es sehr schade, dass wir eine Frauenquote gebraucht haben, um die Schranken aufzuweichen, die strukturell Frauen diskriminieren. Offensichtlich brauchen wir Quoten als Übergangsmaßnahmen, weil Strukturen selbst nicht in der Lage sind, da Gerechtigkeit zu schaffen.“ SWANS: „Welche Diskriminierung erleben deine Mandant:innen?“ Zeynep: „Die meisten haben Probleme bei der Jobsuche. Sie merken schon im Gespräch, dass die Fragen sich immer wieder um das Kopftuch drehen. Aber im Nachhinein ist es schwer nachzuweisen, dass es daran lag. Das als Indizien vorzutragen, die eine Diskriminierung nahelegen, ist eine sehr ermüdende und leidvolle Erfahrung. Dazu die Erfahrung, vor Gericht nicht recht zu bekommen, weil das schlecht nachgewiesen werden kann und die Gerichte das nicht entsprechend bewerten. Manchmal kippt die Stimmung im Betrieb bei bestehenden Beschäftigungsverhältnissen, wenn sich Mandantinnen später dazu entscheiden, Kopftuch zu tragen. Es hat sich nichts geändert an der Qualifikation oder an der Qualität der Arbeit. Trotzdem sollen sie plötzlich im Backoffice arbeiten oder durch das Gebäude durch die Hintertür betreten. Sie wehren sich, wenn sie heraus geekelt oder gemobbt werden sollen, bis sie von sich aus gehen. Viele Sachen sind auch strafrechtlich relevant, zum Beispiel Beleidigungen.“ SWANS: „Hast du dich selbstständig gemacht, weil du anderswo nicht beruflich Fuß fassen konntest?“ Zeynep: „Ein Stück weit ja. Ich dachte nach meinem bestandenen Staatsexamen, mir würden alle Türen offen stehen. Tatsächlich habe ich schnell gemerkt, dass das Kopftuch ein großes Hindernis ist bei der Arbeitssuche. Gerade in Berlin kann das doch nicht sein! Deswegen habe ich mich zunächst ehrenamtlich engagiert in der Antidiskriminierungsberatung und im Empowerment. Auch wenn Recht haben und Recht bekommen zwei sehr unterschiedliche Dinge sind, so bringt es doch viel Kraft, die Rechte zu kennen, Wissen zu teilen und andere ermutigen zu können. Dennoch bleibt die Wahrheit: Das Antidiskriminierungsgesetz ist ein zahnloser Tiger. Es ist nicht zahnlos – es kann beißen, aber es tut nicht weh. Unternehmen zahlen lieber die Entschädigung, als jemanden doch einzustellen. So kam ich in den Bereich Antidiskriminierungsrecht, wir

Presse

Edinburgh University berichtet über unsere IIH Auszeichnung

UN Unter-Generalsekretär Miguel Ángel Moratinos und BMW-Vorständin Ilka Horstmeier haben Martha die Trophäe für den Intercultural Innovation Hub überreicht – darüber berichtet Marthas Alma Mater, the University of Edinburgh. Den ganzen Artikel (auf Englisch) über die Auszeichnung durch die United Nations Alliance of Civilizations, die BMW Group und Accenture gibt es hier.

Vorbilder

Deniz Kayadelen: “Ich setze mir immer klare Ziele”

Deniz Kayadelen ist Wirtschaftspsychologin, zertifizierte Coach, Speakerin und Autorin des Buches „Out of Comfort Zone“. Sie schwimmt seit 20 Jahren lange Strecken im Meer, hat den Ärmelkanal und den Nordkanal überquert und ist dreifache Weltmeisterin im Eisschwimmen. Das Interview führte Esra Elmaci. SWANS: Wie würdest du dich selbst beschreiben? Deniz: Multikulturell aufgewachsen und leidenschaftlich. Ich versuche das Leben in vollen Zügen zu leben und zu verstehen. Es ist mir wichtig, uns Menschen zu verstehen und wie wir ticken. Deswegen habe ich mich damals dazu entschieden, Psychologie zu studieren. Ich habe durch meine eigene Multikulturalität verstanden, dass viele Menschen mit Einwanderungsgeschichte anders denken. Viele Konflikte, aber auch viele schöne Dinge entstehen durch unsere Unterschiede. Ich bin offen und habe viele Perspektiven und möchte das Leben entdecken. SWANS: Wo war es in deinem Leben besonders schwer? Deniz: Besonders schwer war für mich die Trennung meiner Eltern und daraufhin Deutschland im Alter von elf Jahren verlassen zu müssen. Wegen der Scheidung sind wir damals nach Istanbul gezogen. Da musste ich auf einmal mein Land und meine Muttersprache aufgeben, Freund:innen, Teile meiner Familie und auch mein Vater. Istanbul war ein Kulturschock für mich, ich habe mich alleine und einsam gefühlt. Es war echt eine schwierige Zeit – vor allem, mit all diesen Unterschieden umgehen zu müssen. SWANS: Und wo war es besonders einfach? Deniz: Mir fällt es besonders einfach, mich auf verschiedene Personen einstellen und mich anpassen zu können. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich damals diese Herausforderungen erlebt habe. Ich war beispielsweise eine längere Zeit in Johannesburg (Südafrika). Viele Menschen haben versucht, mir Angst einzujagen und mir gesagt, dort wäre es gefährlich. Ich habe jedoch bereits am ersten Tag innerhalb von zwei Stunden meine Nachbar:innen kennengelernt, konnte mir ein soziales Netzwerk aufbauen und anschließend auch die Covid-Pandemie mit diesen Menschen verbringen. Es war keine einfache Zeit während der Pandemie, aber es fiel mir besonders leicht, diese Beziehungen zu knüpfen. Ich denke, diese Stärke hat mit den Tatsachen zu tun, die mich in meinem Leben geprägt haben – und dazu gehört nun mal meine Multikulturalität. SWANS: Was treibt dich im Wasser und im Leben an? Deniz: Meine innere Stimme, etwas bewegen, teilen, aber auch etwas erleben zu wollen und die Tatsache, dass ich mich vom Leben inspirieren lasse. Was mich immer wieder reizt, ist es, immer wieder neugierig zu sein. In meinem Kopf schweben ständig die Fragen „Was kannst du noch machen, Deniz?“ und „Was kannst du noch erleben?“ Das gibt mir die Kraft, mich immer wieder hinzusetzen und die Dinge diszipliniert anzugehen und meine Ziele zu verfolgen. Ich setze mir immer wieder klare Ziele und Perspektiven, auf die ich hinarbeite. Der Reiz, ein Ziel zu haben und den damit verbundenen Weg zu gehen, treibt mich an. Sich selbst zu entdecken – auf diesem Weg warten immer wieder neue Überraschungen. SWANS: Was empfiehlst du aus deiner Erfahrung jungen Frauen für den Aufbau eines Netzwerks? Deniz: Fangt mit kleinen Schritten an und findet für euch selbst heraus, mit wem ihr euch explizit vernetzen wollt. Das empfinde ich als sehr wichtig. Legt los und recherchiert die Person. Als Schwimmerin habe ich in vielen Netzwerken Anschluss finden können. In Themenvereinigungen trifft man oftmals auf Gleichgesinnte – da sind die Barrieren wesentlich geringer. Wenn du dich gerne mit einer bestimmten Person vernetzen möchtest, dann trau dich, auf sie zuzugehen oder schreibe sie einfach mal an. Du hast nichts zu verlieren! Sogar wenn die angeschriebene Person darauf nicht reagieren sollte, hast du nichts verloren. SWANS: Hast du in deiner beruflichen oder sportlichen Laufbahn Rassismus und/oder Sexismus erfahren? Deniz: In meiner Jugend habe ich beim Schwimmen gemerkt, dass einige Menschen dort ein Problem mit der türkischen Kultur haben. Ich habe diese Kommentare aber ignoriert, mich nicht verunsichern lassen und einfach weitergemacht. Als Frau kriegst du immer wieder Kommentare oder unangenehme Komplimente. Es ist sehr wichtig, wie man damit umgeht. Ich habe ihnen keinen Raum gegeben und mich immer wieder auf meine Aufgaben und die Dinge fokussiert, die ich mache. Ich habe sehr stark darauf geachtet, die Aufmerksamkeit immer und immer wieder auf meine Arbeit und meine Leistung zu lenken, auch durch meine Persönlichkeit. Ich halte es für unheimlich wichtig, alles selbstbewusst anzugehen – deswegen habe ich mir das mit der Zeit angeeignet. Das Wichtigste ist, dass du an dich selbst glaubst. Wenn du das verinnerlicht hast, hat jeder Mensch auf der Welt Achtung vor dir. SWANS: Danke für das Gespräch! Vorbilder

Auszeichnungen

SWANS einzige europäische Organisation im Intercultural Innovation Hub 2023

UN-Unter-Generalsekretär Miguel Ángel Moratinos und BMW-Vorständin Ilka Horstmeier haben uns als einzige europäische Organisation in den Intercultural Innovation Hub 2023 der United Nations Alliance of Civilizations und der BMW Group aufgenommen – aus über 900 Bewerbungen! Der Hub fördert Menschen, die die Welt unermüdlich zu einem besseren Ort machen – in Kolumbien, Brazilien, Guatemala, Mexiko, Israel, Jordanien, Australien, Südafrika und Indonesien – und UNS! Die Preisverleihung gibt es hier zu sehen (uns von 01:21:30 bis 01:25:50 und nochmal kurz bei 01:46:36). Hier geht es zum Video über SWANS, das während der Preisverleihung gezeigt wurde. Alle Informationen rund um die Auszeichnung und die Preisträger:innen stehen in der Pressemitteilung der UNAOC.

Presse

Asmaa im Deutschlandfunk

Ein Radiobeitrag mit SWANS Happy End! Unsere Projektleiterin Asmaa erklärt dem Deutschlandfunk, welche konkreten Maßnahmen und Prozesse sie als Leiterin der Stabsstelle Integration der Stadt Bochum angestoßen hat, um strukturelle Hürden zu bekämpfen – und zwar sowohl für bestehende Mitarbeiter:innen, als auch für potentielle Bewerber:innen. Sie erzählt von ihren eigenen Hürden in Bewerbungsprozessen – und wie wir von SWANS sie schließlich abgeworben haben. WHOOP! Den vollen Beitrag könnt ihr hier nachhören.

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