Menschenrechte, Tratsch und Football

Weltenretter oder Neokolonialisten? Die Referentinnen beim SWANS Seminar „Jobeinstieg NGOs“ liefern ehrliche Einschätzungen und Einblicke über das Arbeitsleben in Nichtregierungsorganisationen. Die 19 Teilnehmerinnen bekommen nicht nur die Chance, aus erster Hand alles über die attraktivsten Arbeitgeber im Non-Profi-Sektor zu erfahren, sondern auch die Möglichkeit, sich auszutauschen und zu vernetzen – und sich zwischendrin bei einer Runde American Football nochmal ganz anders kennenzulernen…

An kritischen Fragen fehlt es zu keinem Moment beim Seminar: Wie viel kann man in einer NGO bewegen? Kann ich von einem NGO-Gehalt leben? Wie divers sind die Arbeitgeber im Non-Profit-Sektor? Los geht es am Freitagnachmittag mit Athena Leotsakou, Personalreferentin beim Generalsekretariat vom Deutschen Roten Kreuz. Sie erzählt von der Verbandsstruktur des DRK, vom Unterschied zum Internationalen Kommittee des Roten Kreuzes in Genf und dass die oberste Regel beim Netzwerken ist: „Zufälle muss man planen!“

Nach einem kurzen Burrito-Zwischenstop fahren die Schwäne raus nach Marzahn: Der SWANS Programmpunkt „Nur was für Männer?“ steht an: American Football bei herbstlichem Nieselwetter! Doch sie alle schlagen sich tapfer, laufen Runden um das Feld, werfen sich den Football zu und spielen ein paar Runden kontaktlos Football. Spätabends fallen sie erschöpft in ihre Betten – sie wissen noch nicht, dass der nächste Tag noch länger werden wird…

Samstagvormittag geht es direkt intensiv los: Michaela Orizu von Reporter ohne Grenzen und Dinah Schmechel von GoFundMe erzählen, welche verschiedenen Möglichkeiten es gibt, im Weltverbessererbereich zu arbeiten – neben dem Non-Profit-Sektor auch soziale Unternehmen. In einer überaus empowernden Runde diskutieren die Teilnehmerinnen, was sie antreibt, was sie sich von einem Arbeitgeber erwarten und über die Herausforderungen, die auf sie zukommen.

Nach einer kleine Mittagspause geht es dann ans Eingemachte: Beim Bewerbungstraining fährt Referentin Dorit Lehrack alle Geschütze auf: Die Teilnehmerinnen müssen Bewerbungen schreiben und Bewerbungsgespräche führen. Sie bekommen einen guten Einblick, wie etablierte Strukturen auf Kandidatinnen wie sie reagieren. Doch nach dem anstrengenden Nachmittag ist der Tag noch lange nicht zu Ende: Beim Netzwerkdinner treffen sie beruflich erfolgreiche Frauen mit Zuwanderungsgeschichte und Women of Color, die bei verschiedenen NGOs und UNO-Institutionen arbeiten.

Unsere Vorbilder erzählen den Teilnehmerinnen von ihrem eigenen Werdegang und geben ihnen Tipps, worauf es beim Berufseinstieg ankommt. Sie tauschen sich aus und erfahren auch von sexistischen und rassistischen Erfahrungen im Berufsalltag: „Nach meiner Entsendung in den Tschad sagte ein schweizer Kollege, ich sähe zu schwarz aus. Ich fragte nur ‚Zu schwarz wofür? Für Afrika?‘ „

Das Programm am Sonntag wird präsentiert vom Balkan: Zunächst erzählt Elida Vikić von Human Rights Watch von den Vor- und Nachteilen, bei einer NGO zu arbeiten. Danach gibt Manuela Barišić Einblicke in ihre Arbeit bei der Bertelsmann Stiftung und wie sich Unternehmensstiftungen von klassischen Nichtregierungsorganisationen unterscheiden. Anschließend diskutieren die Teilnehmerinnen verschiedene Strategien, wie sie auf diskriminierende Fragen in Bewerbungssituationen reagieren würden.

Zur Abschlussrunde sind sich die Teilnehmerinnen einig – sie freuen sich, Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten gewonnen zu haben, im Non-Profit und im sozialen Sektor zu arbeiten. Sie wissen aber auch, dass sie vielerorts veraltete Strukturen erwarten, in denen Frauen unterrepräsentiert sind – vor allem Frauen mit Zuwanderungsgeschichte und Women of Color. Trotzdem sie sind auch ermutigt: Sie haben spannende und engagierte Teilnehmerinnen kennengelernt und sich von ihnen und den Damen beim Netzwerkdinner ermutigen und inspirieren lassen. Mit viel neuem Wissen und einem spannenden Netzwerk im Rücken machen sie sich auf den Heimweg. Bis zum nächsten Mal!

Mit freundlicher Unterstützung von der Robert Bosch Stiftung.

Text und Fotos: Martha Dudzinski

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